Monat: Januar 2016

Er kam für dich

In seinen Romanen Der Prozess und Das Schloss schildert Franz Kafka (1883-1924) das Leben als entmenschlichtes Dasein, das aus den Menschen ein Meer von ausdruckslosen Gesichtern ohne Identität oder Wert macht. Er sagt: „Das Förderband des Lebens trägt dich fort, niemand weiß wohin. Man ist eher ein Objekt, ein Ding als ein lebendiges Wesen.“

Wie das Flüstern seines Namens

Als der Solist in unserem Sonntagsgottesdienst sein Lied anstimmte, wurde es still und alle hörten ihm gebannt zu.  Mit seinem weichen Bassbariton sang er die berührenden   Worte eines alten Liedes von Gordon Jensen. Der Titel des Lieds spricht eine Wahrheit aus, die umso kostbarer wird, je älter wir werden: „Er ist so nahe wie das Flüstern seines Namens.“

Vaters Zoo

June Williams war vier Jahre, als ihr Vater drei Hektar Land kaufte, um einen Zoo ohne Gitter oder Käfige aufzubauen. Sie kann sich noch erinnern, wie erfinderisch ihr Vater war, damit die wilden Tiere sich trotz Gefangenschaft frei fühlen konnten. Heute ist der Zoo von Chester eine der beliebtesten Attraktionen Englands. Auf rund 45 Hektar beherbergt er 11000 Tiere und spiegelt noch immer etwas vom Geist seines Gründers wider, seinem Interesse am Wohlergehen der Tiere, an Erziehung und Bewahrung.

Vor dem Anruf

Als Mutter kleiner Kinder gerate ich manchmal in Panik. Mein erster Impuls ist dann, meine eigene Mutter  anzurufen und sie zu fragen, was ich wegen der Allergie   meines Sohnes oder dem plötzlichen Husten meiner Tochter tun soll.

Was ist das?

Meine Mutter hat jahrelang Kindergottesdienst gehalten. Einmal wollte sie erklären, wie Gott das Volk Israel in der Wüste ernährt hatte. Um die Geschichte etwas anschaulicher zu machen, brachte sie den Kindern „Manna“ mit. Sie schnitt Brot in kleine Stücke und strich Honig darauf. Das Rezept hatte sie aus der Bibel, wo es vom Manna heißt, es „hatte einen Geschmack wie Semmel mit Honig“ (2.Mose 16,31).

Es bleiben Fragen

Am 31. Oktober 2014 zerbarst ein Raumschiff bei einem Testflug und stürzte über der Mojave-Wüste ab. Der  Co-Pilot starb, während der Pilot wie durch ein Wunder   überlebte. Der Unfallhergang war bald festgestellt, nicht aber die Ursache. Eine Zeitung titelte: „Es bleiben Fragen.“

Gedankenlose Worte

Meine Tochter war in letzter Zeit häufig krank und ihr Mann kümmerte sich rührend um sie. „Da hast du einen wahren Schatz!“, sagte ich zu ihr.

Gott ehren

Der Gottesdienst war noch nicht zu Ende und wir hatten an diesem Morgen Gäste. Der Pfarrer war noch mitten in der Predigt, als ich sah, wie eine unserer Besucherinnen hinausging. Ich war neugierig und etwas besorgt, deshalb ging ich ihr nach.

Lektion für die Kleinen

Als meine Tochter von einem Problem berichtete, das sie im Pausenraum ihrer Schule hatte, überlegte ich sofort,  wie ich ihr helfen könnte. Aber dann kam mir ein anderer   Gedanke. Vielleicht ließ Gott das Ganze zu, damit sie sein Wirken erleben und ihn besser kennen lernen konnte. Anstatt ihr zu Hilfe zu eilen, beschloss ich darum, mit ihr zu beten. Und das Problem löste sich tatsächlich ganz ohne mein Eingreifen!

Endlich frei!

Nach einem Workshop in seinem Betrieb kam ein Mann mittleren Alters auf mich zu und sagte: „Ich bin schon fast mein ganzes Leben Christ, aber ich bin ständig enttäuscht über mich selbst. Wieso tue ich dauernd Dinge, die ich eigentlich nicht will, und scheinbar nie das, was ich eigentlich sollte? Hat Gott nicht allmählich genug von mir?“ Zwei andere Männer, die in der Nähe standen, schienen sich sehr für meine Antwort zu interessieren.

Willkommen zu Hause!

Als unser Sohn uns gerade große Probleme bereitete, nahm mich ein Freund einmal zur Seite und sagte: „Ich wollte  dir nur sagen, dass ich jeden Tag für dich und deinen   Sohn bete.“ Und dann meinte er noch: „Ich fühle mich richtig schuldig.“„Wieso?“, fragte ich. „Weil ich nie mit schwierigen Kindern zu tun hatte“, erwiderte er. „Meine waren immer ziemlich folgsam. Aber nicht, weil ich irgendetwas dazu getan hätte. Kinder tun doch, was sie wollen.“

Echte Menschen, echter Gott

V or ein paar Jahren erhielt ich einen Brief eines Lesers von Unser Täglich Brot, nachdem ich über einen Unglücksfall in unserer Familie geschrieben hatte. „Als Sie von Ihrem Unglück erzählten“, schrieb die Person, „ging mir auf, dass die Verfasser der Andachten echte Menschen mit echten Problemen sind.“ Wie wahr! Wenn ich mir die Liste der Männer und Frauen ansehe, die diese Artikel schreiben, dann sehe ich: Krebs und rebellische Kinder und unerfüllte Träume und viele andere Arten von Leid. Wir sind tatsächlich ganz normale, echte Menschen, die über einen echten Gott schreiben, der unsere echten Probleme versteht.

Du zuerst!

Am 1. Mai 1963 erreichten der tibetische Sherpa Nawang Gombu und der Amerikaner Jim Whittaker gemeinsam  den Mount Everest. Als sie sich dem Gipfel näherten,   dachten beide daran, was für eine Ehre es wäre, als erster oben anzukommen. Whittaker gab Gombu zu verstehen, dass er ihm den Vortritt lassen wolle, aber Gombu lehnte lächelnd ab und sagte: „Du zuerst, Big Jim!“ Schließlich beschlossen sie, den Gipfel gleichzeitig zu betreten.

Diener der Versöhnung

In einer Predigt im Jahr 1957 widerstand Dr. Martin Luther King der Versuchung, einer im Rassenhass gefangenen Gesellschaft die Leviten zu lesen.

Ein Stückchen Himmel

Im botanischen Garten gegenüber unserer Kirche fand ein Gemeindefest statt. Ich spazierte ein wenig herum, begrüßte hier und da Leute, die ich schon lange kenne, plauderte mit anderen, die ich lange nicht mehr gesehen hatte, und freute mich an den schönen Anlagen, die von Menschen gepflegt werden, die Pflanzen kennen und lieben. Dabei ging mir auf, dass der Abend voller Symbole dafür war, wie Gemeinde funktionieren sollte—ein kleines Stückchen Himmel auf Erden.