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Artikel von Cindy Hess Kasper

Stark und mutig

Jede Nacht, wenn der junge Kaleb seine Augen schloss, fühlte er die Dunkelheit, die ihn umgab. Die Stille seines Zimmers wurde regelmäßig durch das Knarren des Holzhauses in Costa Rica durchbrochen. Dann wurden die Fledermäuse auf dem Dachboden aktiver. Seine Mutter hatte ein Nachtlicht in sein Zimmer gestellt, aber der kleine Junge fürchtete sich immer noch vor der Dunkelheit. Eines Nachts klebte Kalebs Vater einen Bibelvers an das Fußende seines Bettes. Sie lautete: „Sei stark und mutig! Hab keine Angst. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir“ (V. 9). Kaleb begann, diese Worte jede Nacht zu lesen – und er ließ dieses Versprechen Gottes an dem Fußende kleben, bis er zur Universität ging.

Auf Abwege geraten

Der Humorist Michael Yaconelli, der in der Nähe von Bauernhöfen lebte, bemerkte, wie die Kühe beim Grasen zu Wanderungen neigen. Eine Kuh bewegte sich immer weiter, immer auf der Suche nach den sagenumwobenen „grüneren Weiden“. Am Rande des Grundstücks entdeckte die Kuh vielleicht kühles, frisches Gras unter einem schattenspendenden Baum. Gleich hinter einem kaputten Teil des Zaunes war ein schmackhafter Klumpen Laub. Dann wiederum könnte die Kuh weit über den Zaun hinaus auf die Straße drängen. Langsam knabberte sie sich den Weg frei, bis sie sich verirrte.

Loslassen

„Ihr Vater liegt im Sterben“, sagte die Hospizschwester. „Im Sterben liegen“ bezeichnet die letzte Phase des Sterbeprozesses und fühlt sich so an, als wäre man ganz allein auf einer Einbahnstraße unterwegs. An Vaters letztem Tag saß ich mit meiner Schwester an seinem Bett. Wir wussten nicht, ob er uns noch hörte. Wir küssten seinen kahlen Kopf und sprachen ihm Verheißungen Gottes zu. Wir sangen „Bleibend ist deine Treu“ und lasen Psalm 23. Wir sagten ihm, wie lieb wir ihn hätten, und dankten ihm dafür, dass er unser Vater war. Wir wussten, dass er gern bei Jesus sein wollte, und sagten ihm, dass er gehen dürfe. Das auszusprechen war der erste schmerzliche Schritt des Loslassens. Ein paar Minuten später wurde er freudig in die ewige Heimat aufgenommen.

Der Bevorzugte

Der Bruder meines Mannes lebt ein paar hundert Kilometer entfernt. Trotz der Entfernung ist Gavin wegen seines Humors und seines freundlichen Herzens immer ein beliebtes Familienmitglied. Solange ich mich jedoch erinnern kann, scherzten seine Geschwister gutmütig über seinen Status als „Lieblingskind“ der Mutter. Vor einigen Jahren schenkten sie ihm sogar ein T-Shirt mit den Worten „Ich bin Mamas Liebling“. Während alle die Albernheit der Geschwister genossen haben, ist echte Bevorzugung kein Witz.

Im Einklang mit Gott

Ich hörte dem Klavierstimmer zu, wie er an dem eleganten Flügel arbeitete, und dachte an die Zeiten, als ich von demselben Instrument die herrlichen Klänge des „Warschauer Konzerts“ oder die Melodie von „Du großer Gott“ gehört hatte. Doch jetzt musste der Flügel unbedingt gestimmt werden. Während manche Tasten noch stimmten, klangen andere leicht daneben und sorgten für einen unschönen Klang. Die Aufgabe des Klavierstimmers bestand nicht darin, alle Tasten auf denselben Ton zu stimmen, sondern dafür zu sorgen, dass jede im Zusammenspiel mit den anderen ein harmonisches Ganzes erzeugte.

Gedanken der Freude

In einer Sammlung von Interviews (What We Keep) berichten Menschen von einem Gegenstand, der ihnen so viel bedeutet, dass sie ihn niemals hergeben würden.

Bring, was du hast

„Steinsuppe“, eine alte Geschichte mit vielen Versionen, erzählt von einem hungernden Mann, der in ein Dorf kommt, aber niemand hat dort etwas Essen für ihn übrig. Er legt einen Stein und Wasser in einen Topf über einem Feuer. Fasziniert beobachten die Dorfbewohner ihn, als er beginnt, seine „Suppe“ zu rühren. Irgendwann bringt man ein paar Kartoffeln mit, um die Mischung zu ergänzen; ein anderer hat ein paar Karotten. Eine Person fügt eine Zwiebel hinzu, eine andere eine Handvoll Gerste. Ein Bauer spendet etwas Milch. Schließlich wird die „Steinsuppe“ zu einer leckeren Mahlzeit.

Absichtliche Freundlichkeit

Eine junge Mutter, die mit ihren Kindern alleine ein Flugzeug bestieg, versuchte verzweifelt, ihre dreijährige Tochter zu beruhigen, als diese anfing zu treten und zu weinen. Dann begann auch ihr hungriger viermonatiger Sohn zu weinen.

Leichte Beute

Vor vielen Jahren hatten Soldaten, die in einem Dschungel kämpften, ein ungewöhnliches Problem. Eine dort wuchernde Kletterpflanze streckte sich ohne Vorwarnung nach ihnen aus und umschlang sie mitsamt ihren Waffen. Sie waren gefangen. Je mehr sie versuchten, sich zu befreien, desto mehr Zweige griffen nach ihnen. Die Soldaten nannten die Pflanze die „Wartet-mal-Klette“, weil sie jedes Mal, wenn sie in ihre Fänge geraten waren und sich nicht mehr weiterbewegen konnten, den Kameraden zurufen mussten: „Wartet mal, ich hänge fest!“

Essen und wiederholen

Als Marie und Paul heirateten, konnte keiner von ihnen kochen. Aber eines Abends wollte sich Marie an Spaghetti versuchen—sie machte so viel, dass das Paar auch für den nächsten Tag noch genug hatte. Am dritten Tag wollte Paul kochen und verdoppelte die Menge an Spaghetti und Soße, in der Hoffnung, dass der große Topf über das Wochenende reichte. Aber als sich das Paar an diesem Abend an den Tisch setzte, war es Marie, die zugab: „Ich bin die Spaghetti leid.“

Über den Gartenzaun

Im Sommer 2017 brachte Hurrikan Harvey Tod und Verwüstung an die Golfküste der USA. Viele Menschen versorgten die unmittelbar Betroffenen mit Essen, Wasser, Kleidern und Unterkünften.

Dem Lärm entgehen

Vor einigen Jahren forderte die Präsidentin eines einer Bibelschule ihre Studenten auf, einen Abend lang mit ihr „abzuschalten“. Auch wenn die Studenten zustimmten, so legten sie doch widerwillig ihre Telefone zur Seite und betraten die Kapelle. In der nächsten Stunde saßen sie still in einem Gottesdienst mit Musik und Gebet. Später beschrieb ein Teilnehmer die Erfahrung als „eine wundervolle Möglichkeit abzuschalten…ein Ort, um alle Außengeräusche auszuschalten“.

Ehre, wem Ehre gebührt

Anfang der 1960er Jahre kamen Bilder auf, auf denen Menschen oder Tiere mit großen, traurigen Augen dargestellt waren. Manche hielten sie für kitschig, andere fanden sie toll. Der Mann der Künstlerin übernahm das Management seiner Frau und das Paar verdiente eine Menge Geld. Aber der Name der Frau — Margaret Keane — erschien nicht auf ihren Arbeiten. Stattdessen pries ihr Mann die Werke als seine eigenen an. Zwanzig Jahre lang schwieg Margaret zu dem Betrug Erst als ihre Ehe in die Brüche ging, wurde in einer Gerichtsverhandlung offiziell geklärt, von wem die Kunstwerke stammten.

Unser sicherer Platz

Meine erste Arbeitsstelle war in einem Schnellrestaurant. Eines Samstagsabends lungerte ein Kerl herum und fragte mich, wann ich frei hätte. Ich hatte ein unbehagliches Gefühl. Als es später wurde, bestellte er Pommes Frites und dann einen Drink, sodass der Manager ihn nicht hinausschmeißen konnte. Obwohl ich nicht weit weg wohnte, hatte ich Angst, mich alleine auf den Heimweg zu machen, der über einige dunkle Parkplätze und eine Strecke über ein sandiges Feld führte. Schließlich ging ich um Mitternacht ins Büro, um einen Anruf zu machen.

Schätze im Himmel

Als ich aufwuchs, saßen meine beiden Schwestern und ich gerne nebeneinander auf der großen mit Zeder verkleideten Truhe meiner Mutter. Meine Mutter hatte dort unsere Wollpullover drin und Handarbeiten, die meine Großmutter gestickt oder gehäkelt hatte. Sie schätzte den Inhalt der Truhe und verließ sich auf den scharfen Geruch des Zedernholzes, dass dieser Motten fernhielt, um nicht das zu zerstören, was darinnen war.