Nicht abdriften
Ich war mit meiner Frau unterwegs, um unsere Tochter am Schuljahresende aus der rund 100 Kilometer entfernten Schule abzuholen. Auf der Rückfahrt machten wir einen kleinen Abstecher zu einem Strandlokal. Wir sahen den Booten zu, die am Ufer lagen. Normalerweise sind sie vertäut, damit sie nicht abtreiben. Aber ich sah eins, dass ungehindert zwischen den anderen dahintrieb—und langsam aber stetig zum Meer getrieben wurde.
Sag es weiter!
Es war 1975. Ich suchte meinen Freund Francis, weil ich ihm unbedingt erzählen musste, was mit mir passiert war. Er war zwar zu Hause, aber in Eile und wollte gerade fortgehen. Doch als er mich sah, schien er zu spüren, dass ich ihm etwas Wichtiges mitteilen wollte. „Was ist?“, fragte er. „Gestern habe ich mein Leben Jesus übergeben“, stieß ich hervor.
Wie Schafe
Als ich bei meinem Großvater im Norden von Ghana lebte, war es meine Aufgabe, die Schafe zu hüten. Am Morgen brachte ich sie auf die Weide und am Abend wieder zurück. Damals habe ich zum ersten Mal gemerkt, wie dickköpfig Schafe sein können. Sobald sie etwa eine Farm sahen, wollten sie dorthin, was mir mehr als einmal ziemlichen Ärger eintrug.
Brot, das satt macht
In der Grundschule lernte ich das Vaterunser auswendig. Jedes Mal, wenn ich an die Zeile kam: „Unser tägliches Brot gib uns heute“ (Matth. 6,11), musste ich an zu Hause denken und dass wir dort nur hin und wieder Brot bekamen. Erst wenn mein Vater von seinen Reisen in die Stadt zurückkam, gab es wieder einen Laib Brot. Die Bitte an Gott, uns täglich unser Brot zu geben, hatte für mich also ganz praktische Bedeutung.
Nicht vergessen
Am 50. Geburtstag ihrer Mutter erzählte Kukua, die älteste Tochter, was die Mutter alles für sie getan hatte. Die Zei ten waren hart, erinnerte sich Kukua, und Geld war nicht viel vorhanden. Aber ihre alleinerziehende Mutter verzichtete auf allen persönlichen Komfort und verkaufte ihren kostbaren Schmuck und andere Besitztümer, damit Kukua die höhere Schule besuchen konnte. Mit Tränen in den Augen berichtete Kukua, ihre Mutter habe sie und ihre Geschwister niemals im Stich gelassen, egal wie schwer es war.
Wie ein Chamäleon
W enn wir an ein Chamäleon denken, dann vor allem wegen seiner Fähigkeit, seine Farbe der Umgebung anzupassen. Die Echse hat aber noch eine andere interessante Eigenschaft. Schon mehrmals habe ich ein Chamäleon beim Laufen beobachtet und mich gewundert, wie es je an sein Ziel kommt. Vorsichtig streckt es zunächst ein Bein aus, scheint es sich dann aber anders zu überlegen. Dann wagt es einen neuen Versuch. Es setzt ganz sachte den Fuß auf, als hätte es Angst, der Boden würde nachgeben. Deshalb musste ich laut loslachen, als ich jemand sagen hörte: „Sei kein Gemeinde-Chamäleon, das sagt: ‚Soll ich heute in den Gottesdienst? Ach nein, vielleicht nächste Woche oder ein andermal!‘“
Im Übergang
In Ghana kleben die Leute Todesanzeigen an Plakatwände oder Mauern. Schlagworte wie Zu früh gegangen, Feiert das Leben oder Was für ein Schock! verkünden das Ableben eines geliebten Menschen und den Termin der Beerdigung. Einmal las ich die Worte Im Übergang. Hier glaubte jemand an ein Leben nach dem Tod.
Wissen, wann man gehen muss
Mein Vater ist erst im hohen Alter zum Glauben gekommen. Was mich an ihm fasziniert, ist seine Art, mit Anfechtungen umzugehen. Manchmal geht er einfach weg! Wenn eine Meinungsverschiedenheit mit einem Nachbar zum Beispiel zu einem Streit führen wollte, zog er sich manchmal einfach zurück, anstatt den Streit noch weiter anzuheizen.
Hin zu Gott
In jenen Tagen, als es noch kein Telefon, E-Mail oder Handy gab, war das Telegramm die schnellste Methode, etwas mitzuteilen. Aber nur wirklich wichtige Nachrichten wurden per Telegramm verschickt—und meistens waren es schlechte Nachrichten.
Wie man älter wird
W ie geht es dir heute, Mama?“, fragte ich. Meine 84-jährige Freundin zeigte auf ihre schmerzenden Glieder und flüsterte: „Alt sein ist hart!“ Dann aber meinte sie ernst: „Aber Gott ist gut zu mir.“
Ins Herz geschrieben
In meiner Nachbarschaft wimmelt es von frommen Sprüchen—auf Plakaten, Wänden, Türpfosten, Firmenwagen und selbst manche Geschäfte tragen einen frommen Namen. Gott ist gnädig kann man auf einem Minibus lesen. Bücherstube Gottes Gunst heißt es auf einer Werbetafel. Letztens musste ich richtig grinsen, als ein vorbeifahrender Mercedes verkündete: Schutzengel fährt mit!
Ein dienender Leiter
In afrikanischen Stämmen ist die Nachfolgefrage eine ernste Sache. Wenn ein König abdankt, wird der neue Herrscher sorgfältig ausgewählt. Er muss nicht nur aus königlicher Familie stammen, sondern auch stark, furchtlos und verständig sein und wissen, ob er den Menschen dienen oder mit harter Hand regieren will. Denn der neue König muss führen, aber auch dienen können.
Gott ehren
Der Gottesdienst war noch nicht zu Ende und wir hatten an diesem Morgen Gäste. Der Pfarrer war noch mitten in der Predigt, als ich sah, wie eine unserer Besucherinnen hinausging. Ich war neugierig und etwas besorgt, deshalb ging ich ihr nach.
Wahre Zuflucht
Im März 2014 brach im Gebiet meiner Heimatstadt ein Stammeskonflikt aus und zwang die Familie meines Vaters und andere Flüchtlinge, in der Gebietshauptstadt Zuflucht zu suchen. Immer wieder sind Menschen, die sich in ihrer Heimat nicht mehr sicher fühlten, an andere Orte gereist auf der Suche nach Sicherheit und einem besseren Leben.
Einladung zur Ruhe
Ich saß am Bett eines Bekannten auf der Notfallstation. Um mich herum hörte ich das Stöhnen der anderen Patienten. Als ich für meinen Freund und die anderen betete, ging mir ganz neu auf, wie flüchtig unser Leben auf der Erde ist. Dann fiel mir ein altes Lied ein, in dem es darum geht, dass die Welt für uns keine Heimat ist—wir sind „nur auf der Durchreise“.