Rückwärts gehen
Ich stolperte über Filmaufnahmen einer britischen Filmcrew, die im Jahr 1932 die sechsjährige Flannery O’Connor auf ihrer Familienfarm filmte. Flannery, die später zu einer berühmten Autorin wurde, machte die Filmcrew auf sich aufmerksam, weil sie einem Huhn beibrachte, rückwärts zu laufen. Abgesehen von der Neuheit des Films, war dieser historische Ausschnitt für mich eine perfekte Metapher. Aufgrund ihrer literarischen Sensibilität und ihrer geistlichen Überzeugungen, verbrachte sie ihre 39 Jahre auf jeden Fall damit, rückwärts zu gehen—sie dachte und schrieb auf eine gegenkulturelle Weise. Verleger und Leser waren erstaunt, wie ihre biblischen Themen sich den von ihnen erwarteten religiösen Ansichten widersetzten.
Eine traurige Geschichte
Das Böse, das lange Zeit unter den Teppich gekehrt wurde—der sexuelle Missbrauch von Frauen durch Männer, die Macht über sie besaßen—kommt immer mehr ans Licht. Die Schlagzeilen waren schwer zu ertragen. Besonders betroffen war ich, als ich erfuhr, dass auch zwei Männern, die ich immer bewundert habe, Missbrauch nachgewiesen wurde. Die Kirche ist nicht immun gegen solche Dinge.
Wiederherstellung
In einem Dokumentarfilm sprach der Autor, wie die Scheidung den Zustand unserer Welt beschreibt. Wir sind voneinander geschieden, von unserer Geschichte, vom Land. Dinge, die ganz sein sollten, sind getrennt. Als der Autor gefragt wurde, wie wir mit dieser traurigen Tatsache umgehen könnten, sagte er: „Wir können nicht alles wieder zusammensetzen. Wir können nur zwei Dinge nehmen und sie zusammensetzen.“ Wir können zwei zerbrochene Dinge nehmen und sie wieder zusammensetzen.
Gott ist größer
Giles Kelmanson, ein südafrikanischer Wildhüter, beschreibt diese unglaubliche Szene: zwei Honigdachse kämpfen gegen ein Rudel von sechs Löwen. Wenngleich in der Unterzahl, weigern sich die Honigdachse, vor den wilden Raubtieren zurückzuweichen, auch wenn sie zehnmal so groß sind wie sie. Die Löwen glaubten, es mit einer leichten Beute zu tun zu haben, aber der Videobeweis zeigt, dass die Dachse scheinbar stolz davonziehen.
Den Schleier zerreißen
Ein brutaler Autounfall zerstörte Mary Ann Franco. Auch wenn sie überlebte, verursachten ihre Verletzungen absolute Blindheit. „Ich konnte nur noch Dunkelheit sehen“, erklärte Franco. Einundzwanzig Jahre später verletzte sie sich bei einem Sturz den Rücken. Als sie nach der Operation aufwachte (die nichts mit ihren Augen zu tun hatte), war ihr Augenlicht auf wunderbare Weise zurückgekehrt! Das erste Mal in mehr als zwei Jahrzehnten sah Franco das Gesicht ihrer Tochter. Der Neurochirurg erklärte, dass es keine wissenschaftliche Erklärung für ihr wiederhergestelltes Augenlicht gäbe. Die Dunkelheit, die so endgültig schien, wich der Schönheit und dem Licht.
Nur Mut
Auf dem Parliament Square in London steht zwischen lauter männlichen Statuen (Mandela, Churchill, Gandhi und anderen) eine einzelne Frauengestalt. Es handelt sich um Millicent Fawcett, die für das Wahlrecht der Frauen kämpfte. Die Bronzestatue hält ein Banner mit den Worten, die sie einmal bei der Ehrung einer Mitkämpferin sagte: „Mut ruft überall Mut hervor.“ Der Mut eines Einzelnen, davon war sie überzeugt, macht auch andere mutig.
Unerwartete Gewinner
Vielleicht war der abwegigste und faszinierendste Moment der Olympischen Winterspiele 2018, als die tschechische Weltmeisterin in Snowboarding, Ester Ledecka, einen Wettbewerb in einer völlig anderen Sportart gewann: im Skifahren! Sie gewann die Goldmedaille, auch wenn sie die unvorteilhafte Position als Nummer 26 hatte — eine Leistung, die quasi unmöglich ist.
Die Last der Fehler tragen
Am 30. Januar 2018, fast achtunddreißig Jahre nach seiner Verurteilung, verließ Malcolm Alexander das Gefängnis als freier Mann. DNA-Beweise erklärten Alexander für unschuldig. Im Verlauf vielzähliger Gerichtsverhandlungen, die tragischerweise ungerecht waren, blieb er standhaft und erklärte seine Unschuld. Ein inkompetenter Verteidiger, der später seine Zulassung verlor, schlechte Beweise und dubiose Ermittlungen brachten einen unschuldigen Mann für beinahe 40 Jahre ins Gefängnis. Als er endlich entlassen wurde, zeigte Alexander eine unglaubliche Gnade. „Man kann nicht wütend sein“, sagte er. „Es gibt nicht genug Zeit dafür, wütend zu sein.“
Mutig aufstehen
Während die meisten Kirchenführer sich Hitler unterwarfen, gehörte der Theologe und Pastor Martin Niemöller zu den mutigen Menschen, die dem Bösen der Nazis widerstanden. Ich las eine Geschichte, die beschrieb, wie in den 1970ern ein großer älterer Deutscher vor einem großen Hotel stand, während ein scheinbar jüngerer Mann mit dem Gepäck der Gruppe beschäftigt war. Jemand fragte, wer diese Gruppe sei. „Deutsche Pastoren“, lautete die Antwort. „Und der jüngere Mann?“ „Das ist Martin Niemöller — er ist achtzig. Aber er blieb jung, weil er sich nicht fürchtet.“
Fehlinformation
Bei einem Städtetrip wollten meine Frau und ich kürzlich nicht den Abend im Hotel verbringen, nur weil es schneite, sondern wir beschlossen, mit dem Taxi zu einem kubanischen Restaurant in der Nähe zu fahren. Nachdem ich das Ziel in die App des Taxidienstes eingegeben hatte, musste ich erst einmal schlucken. Die kurze Fahrt sollte über tausend Pfund kosten! Als ich mich vom Schock erholt hatte, stellte ich fest, dass ich versehentlich eine Fahrt nach Hause geordert hatte — ein paar hundert Meilen weiter weg!
In Gottes Gnade sinken
Am 8. Januar 1964 tat der siebzehnjährige Randy Gardner etwas, was er elf Tage und fünfundzwanzig Minuten lang nicht gemacht hatte — er schlief. Er wollte den Weltre kord im Schlafentzug aus dem Guinness-Buch der Rekorde brechen. Mit viel Trinken, Basketball und Kegelspielen gelang es ihm, eineinhalb Wochen ohne Schlaf auszukommen. Bevor er kollabierte, waren sein Geschmacks-, sein Geruchs- und sein Hörsinn beeinträchtigt. Jahrzehnte später litt Gardner unter Phasen schwerer Schlaflosigkeit. Er hatte einen Rekord aufgestellt, aber auch bestätigt — der Mensch braucht Schlaf.
Zerreißt den Himmel
In einer kürzlich geführten Unterhaltung, in der eine Freundin mir erzählte, dass sie ihren Glauben aufgegeben hat, hörte ich eine bekannte Klage: Wie kann ich an einen Gott glauben, der scheinbar nie etwas tut? Diese herzzerreißende Frage stellt sich wohl fast allen von uns an dem einen oder anderen Punkt, wenn wir über Gewalt in den Nachrichten lesen und uns mit unseren eigenen Schmerzen herumschleppen. Die Enttäuschung meiner Freundin offenbarte ihr tiefes Bedürfnis danach, dass Gott sich für sie einsetzt — eine Sehnsucht, die wir wohl alle kennen.
Unser einladender Gott
Unsere Gemeinde in Amerika trifft sich in einer alten Schule, die im Jahr 1958 schloss, anstatt sich einem Gerichtsurteil der Integration zu beugen (das Urteil, Afroamerikaner in Schulen zu unterrichten, die zuvor nur von Weißen besucht wurden). Im nächsten Jahr wurde die Schule wiedereröffnet und Elva, die nun ein Mitglied unserer Gemeinde ist, war eine der schwarzen Schülerinnen, die in eine weiße Welt geworfen wurde. „Ich wurde aus meiner sicheren Gemeinschaft herausgenommen, von Lehrern getrennt, die Teil unseres Lebens waren“, erinnert sich Elva, „und in eine beängstigende Umgebung einer Klasse mit nur einem weiteren schwarzen Schüler gesteckt.“ Elva litt, weil sie anders war, aber sie wurde zu einer Frau des Mutes, Glaubens und der Vergebung.