Anders als jene, die sich selbst hoch einschätzen, wusste Jakob, dass die Sünde ihn verdorben hatte (1.Mose 32,11). Seiner Meinung nach hatte er Gottes Gnade nicht verdient. Er hatte seinen Bruder Esau um sein Erstgeburtsrecht betrogen (Kap. 27), und dafür hasste Esau ihn. Nun, Jahre später, kam es erneut zur Begegnung zwischen Jakob und Esau.
„Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit“, betete Jakob. Das Wort für „gering“ bezeichnet einen winzig kleinen Gegenstand. „Errette mich“ (32,11-12).
Eigentlich seltsam, dass diese beiden Sätze so dicht beieinander stehen: „Ich bin zu gering … errette mich!“ Doch Jakob konnte um Barmherzigkeit bitten, weil er seine Hoffnung nicht auf sich selbst gründete, sondern auf Gottes Versprechen, den gnädig anzusehen, der sich vor ihm niederwirft. Demut und Reue sind der Schlüssel, der Gottes Herz öffnet. Jemand hat einmal gesagt, die beste Gebetshaltung sei die, bei der einem alles genommen ist. Das Gebet ist wie ein Schrei aus der Tiefe. Es kommt aus einer Seele, die um ihre Verdorbenheit weiß.
Wer so beten kann, ist zutiefst überzeugt von seiner Sünde und Schande, aber gleichzeitig gewiss, dass Gottes Gnade gerade dem Sünder gilt, der sie nicht verdient hat. Gott hört die am besten, die zu ihm rufen: „Herr, sei mir Sünder gnädig“ (Luk. 18,13).