Die Werke Michelangelos erforschten viele Facetten des Lebens Jesu, doch eines der ergreifendsten war auch eines der einfachsten. In den 1540er Jahren skizzierte er für seine Freundin Vittoria Colonna eine Pietà (Darstellung der Mutter Jesu mit dem Leichnam Jesu). Diese Kreidezeichnung zeigt Maria, die zum Himmel schaut und den Körper ihres Sohnes, der wie am Kreuz in ihrem Schoß ruht. Hinter Maria erhebt sich der aufrechte Balken des Kreuzes und trägt die Worte aus dem dritten Band „Paradies“ der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri (1256-1321): „Dort denken sie nicht daran, wie viel Blut es kostet.“ Michelangelos Standpunkt war äußerst tiefgründig: Wenn wir den Tod Jesu betrachten, müssen wir den Preis bedenken, den er damit bezahlt hat.

Der Preis, den Jesus bezahlte, zeigt sich in seinen letzten Worten: „Es ist vollbracht“ (V. 30). Diese Redewendung „es ist vollbracht“ (tetelestai) wurde auf unterschiedliche Weisen gebraucht – so zeigte sie, dass eine Aufgabe beendet ist, dass eine Rechnung bezahlt, ein Opfer dargebracht und ein Meisterwerk fertiggestellt wurde. Jede einzelne Wendung bezieht sich auf das, was Jesus stellvertretend für uns am Kreuz vollbrachte! Vielleicht schrieb der Apostel Paulus darum: „Rühmen will ich mich nur einer Sache: des Kreuzes von Jesus Christus, unserem Herrn, durch das mein Interesse an dieser Welt gestorben ist, wie auch das Interesse der Welt an mir“ (Galater 6,14).

Jesu Bereitschaft, unseren Platz einzunehmen, ist der ewige Beweis dafür, wie sehr Gott uns liebt. Mögen wir bei der Betrachtung des Preises, den er bezahlt hat, auch seine Liebe feiern – und für das Kreuz danken.