„Auf meiner nächsten Platte bringe ich 45 Minuten Stille“ sagt eine bekannte Sängerin, „weil die uns in unserer Gesellschaft am meisten fehlt.“
Tatsächlich ist Stille nur schwer zu finden. In der Stadt, wo Mensch und Verkehr sich konzentrieren, ist es von Natur aus laut. Laute Musik, laute Maschinen, laute Stimmen — es gibt kein Entrinnen. Die größte Gefahr für unser geistliches Wohlbefinden ist jedoch nicht der Lärm, dem wir nicht entkommen können, sondern jener, den wir selbst in unser Leben einladen. Manche nutzen ihn, um sich nicht einsam zu fühlen: Stimmen aus Radio und Fernsehen vermitteln uns die Illusion von Gesellschaft. Manche brauchen den Lärm, um sich nicht den eigenen Gedanken stellen zu müssen: andere Stimmen und Meinungen bewahren uns davor, selbst denken zu müssen. Wieder andere nutzen ihn, um die Stimme Gottes zum Schweigen zu bringen: ständiges Geschwätz, selbst da, wo wir von Gott reden, schützt uns davor zu hören, was Gott selbst sagt.
Für Jesus hingegen war selbst in den hektischsten Zeiten wichtig, die Stille zu suchen, in der er mit Gott reden konnte (Mark. 1,35). Auch wenn wir keinen Platz finden, an dem absolute Stille herrscht, brauchen wir einen Ort, an dem unsere Seele ruhig werden kann (Ps. 131,2), einen Ort, an dem wir Gott unsere ganze Aufmerksamkeit schenken.