Meine jüngere Tochter brachte mir nach einem Aufenthalt in Amsterdam als besonderes Überraschungsgeschenk Tulpenzwiebeln mit. Ich war aufgeregt und freute mich sehr, meine Tochter nach langer Zeit wiederzusehen. Aber ich war nicht ganz aufrichtig, als sie mir die Tulpenzwiebeln überreichte. Meine Freude war gespielt, denn ich mag Tulpen nicht besonders. Sie blühen früh und nur sehr kurz. Außerdem war Juli, es war heiß und keine gute Zeit zum Pflanzen.
Im Herbst pflanzte ich die ungeliebten Tulpenzwiebeln trotzdem. Ich dachte an meine Tochter, während ich das Beet vorbereitete und die Tulpen in Erde setzte. Als ich fertig war, war ich voll Vorfreude und hoffte, dass sie im Frühling alle schön aufblühen würden.
Mein kleines Projekt wurde zu einer Erinnerung an Gottes Aufruf, dass wir einander lieben sollen, selbst wenn es nicht gerade unsere Kinder oder andere „Lieblingsmenschen“ sind. Indem wir nicht auf die „Unvollkommenheiten“ des anderen sehen, werden wir von Gott befähigt, die Liebe auf den anderen auszudehnen. Dann, mit der Zeit, blüht die gegenseitige Liebe trotzdem auf. Jesus sagt: „Eure Liebe zueinander wird der Welt zeigen, dass ihr meine Jünger seid“ (V. 35). Von ihm beschnitten sind wir dann gesegnet, um zu blühen, so wie es meine Tulpen im nächsten Frühjahr taten – genau an dem Wochenende, an dem meine Tochter für einen kurzen Besuch vorbeikam. „Schau mal, was hier blüht!“, sagte ich.