Als mein kleiner Bruder operiert wurde, war ich besorgt. Meine Mutter erklärte mir, dass das angewachsene Zungenbändchen angeboren sei. Dadurch gab es Probleme beim Stillen und schließlich bestand die Gefahr, dass er später nicht gut sprechen könnte. Auch wenn unsere Zunge nicht durch ein kleines Bändchen festgehalten wird, kennen wir diesen Zustand, sprachlos zu sein.
So kann es uns manchmal auch im Gebet ergehen, dass wir nicht wissen, was wir sagen sollen. Unsere Zungen verfangen sich in geistlichen Klischees und sich wiederholenden Phrasen. Wir schießen unsere Gefühle in den Himmel und fragen uns, ob sie Gottes Ohren erreichen werden. Unsere Gedanken bewegen sich im Zickzackkurs auf einem unbestimmten Weg.
In seinem Schreiben an die römischen Christen des ersten Jahrhunderts spricht der Apostel Paulus darüber, was zu tun ist, wenn wir nicht wissen, wie wir beten sollen. Er lädt uns ein, die Hilfe des Heiligen Geistes in Anspruch zu nehmen. „Der Geist hilft uns in unserer Schwäche. Denn wir wissen ja nicht einmal, worum oder wie wir beten sollen. Doch der Heilige Geist betet für uns mit einem Seufzen, das sich nicht in Worte fassen lässt“ (V. 26). „Hilfe“ bedeutet hier, eine schwere Last zu tragen. Und „Seufzen, das sich nicht in Worte fassen lässt“ weist auf eine fürbittende Gegenwart hin, in der der Heilige Geist unsere Bedürfnisse zu Gott trägt.
Wenn uns die Worte im Gebet fehlen, hilft Gottes Geist, unsere Verwirrung, unseren Schmerz und unsere Ablenkung in ein Gebet zu verwandeln, das von unserem Herzen zu Gottes Ohren dringt. Er hört zu und antwortet und bringt genau die Art von Trost, von der wir vielleicht gar nicht wussten, dass wir sie brauchen, bis wir ihn gebeten haben, für uns zu beten.