In dem Film Anatevka spricht die Figur Tevje ehrlich mit Gott über seine Wirtschaft: „Du hast viele, viele arme Menschen gemacht. Ich weiß natürlich, dass es keine Schande ist, arm zu sein. Aber es ist auch keine große Ehre! Was wäre also so schrecklich gewesen, wenn ich ein kleines Vermögen gehabt hätte! … Hätte es einen großen, ewigen Plan vereitelt, wenn ich ein reicher Mann gewesen wäre?“
Viele Jahrhunderte bevor der Schriftsteller Scholem Aleichem diese ehrlichen Worte auf Tevjes Zunge legte, richtet Agur im Buch der Sprichwörter ein ebenso ehrliches, aber etwas anderes Gebet an Gott. Agur bittet Gott, ihm weder Armut noch Reichtum zu geben, sondern nur gerade so viel, wie er braucht (V. 8). Er weiß, dass „zu viel“ zu haben ihn stolz machen und ihn zu einem regelrechten Atheisten machen kann, der den Charakter Gottes verleugnet. Außerdem bittet er Gott, ihn nicht „arm“ werden zu lassen, weil er dadurch Gottes Namen entehren könnte, indem er von anderen stiehlt (V. 9). Agur erkennt Gott als seinen einzigen Versorger an und er bittet ihn um genug, um seine täglichen Bedürfnisse zu befriedigen. Sein Gebet zeugt von der Suche nach Gott und der Zufriedenheit, die er allein bei ihm findet.
Mögen wir die Einstellung Agurs haben und Gott als den Versorger von allem, was wir haben, anerkennen. Und während wir nach einer finanziellen Haushalterschaft streben, die seinen Namen ehrt, lasst uns in Zufriedenheit vor ihm leben, dem Einen, der nicht nur gerade genug, sondern mehr als genug gibt.