Der Trost, Gott zu kennen

„Wie kann es sein, dass es in Afrika viel mehr Sterne gibt als daheim?“ Diese Frage stellte ich einer Freundin, die ich vor einigen Jahren in Burkina Faso besuchte. Niemals zuvor hatte ich solch eine Unmenge an Sternen gesehen wie in dieser Nacht. Der schwarze Himmel war voller kleiner Lichtpunkte.

Ihre Antwort war einfach, indem sie mir erklärte, dass ich niemals zuvor an einem Ort war, an dem es so dunkel war. Dort, wo ich lebe, gibt es so viele andere Lichter, die mit dem Licht der Sterne konkurrieren, sodass viele von ihnen nicht sichtbar sind. In der absoluten Finsternis einer afrikanischen Nacht können die Sterne ungehindert leuchten. Ich habe oft daran erinnert, wenn ich mich selbst in den dunklen Zeiten meines Lebens befand, wenn ich dort war, wo es so dunkel war. Und vor diesem dunklen Hintergrund konnte ich mehr Einzelheiten von Gottes Charakter und Wesen erkennen als je zuvor.

In der Helligkeit guter Zeiten verpassen wir oft die wunderbarsten und intimsten Details Gottes, aber vor dem schwarzen Hintergrund, dem Dunkel, des Leids, sehen wir Lichtpunkte, die wir nie zuvor erkannt haben. Und sie sind wunderschön. Der große Prediger Charles Spurgeon sagte: „Gottes Volk hat immer dann das Beste an ihrem Gott erkannt, wenn die Umstände am schlimmsten waren.“

Hiob ist ein perfektes Beispiel dafür. Hiobs Name steht für Leid. Seine Geschichte ist beinahe unvorstellbar. Aber nach allem, was er erleiden musste, konnte Hiob sagen: „Bisher kannte ich dich nur vom Hörensagen, doch jetzt habe ich dich mit eigenen Augen gesehen.“ (Hiob 42,5)

Inmitten des Leides – vor dem Hintergrund dieses schwarzen Himmels – haben meine Augen dich, den Herrn, gesehen. Jetzt weiß ich nicht nur von dir, sondern ich kenne dich! Durch das Leid zerstörte Gott Hiobs Theologie. Er erlaubte Hiob, die wahre Wirklichkeit zu erkennen. Diese Erfahrung können auch wir machen. Ich bin überzeugt, wenn wir nur über den Schmerz hinaussehen, den wir durchleben, können wir Gott in unserer eigenen Geschichte des Leides erkennen.

Bleibend ist deine Treu‘

Wie sehen nun einige der Aspekte der Charakterzüge Gottes aus, die wir durch Leiden kennenlernen? Einige Aspekte stechen als die „hellsten Sterne“ der Nacht heraus. Mein Mann Peter und ich wünschten uns, dass das alte Lied „Bleibend ist deine Treu“ zu unserer Hochzeit gesungen wird. Wir wählten dieses Lied als Zeugnis für die Treue Gottes in unserem persönlichen Leben, die uns zu diesem wunderbaren Augenblick geführt hatte. Es war unser Siegeslied – dachten wir. Wir hätten nicht geglaubt, dass es zum Thema unserer ersten Ehejahre würde, in denen wir unglaublich schwierige Umstände erlebten.

Ich hatte Jeremias Proklamation über Gottes Treue in Klagelieder 3,23 schon häufig gelesen, mich aber niemals mit dem Zusammenhang seiner Worte beschäftigt. Hatte der Prophet einen dieser großartigen Tage, an denen er einfach Gott für seine große Treue loben musste? Es erscheint logisch zu glauben, dass er diese Aussage zu einer Zeit machte, in der die Treue Gottes besonders offensichtlich war. Also zu einer Zeit an dem das Leben ein täglicher Beweis für die Güte und Treue eines liebenden himmlischen Vaters war. Aber das war überhaupt nicht so. Jeremias Umstände zu dieser Zeit ließen nur wenig von Gottes großer Treue erkennen.

Stattdessen befand sich Jeremia in großem persönlichen und nationalen Leid. Für mich verstärken seine Umstände nur noch die Kraft seiner Worte. Das waren nicht die Worte eines Mannes, der ein paar hübsche Worte sagt, die zu einem späteren Zeitpunkt in ein Lied vertont werden. Das sind nicht die Worte, die für einen eingängigen christlichen Slogan verwendet werden, damit sie an der Wand hängen oder auf Kissen gestickt werden. Diese Worte waren der Herzensschrei eines Mannes, der sich in den schrecklichsten Umständen befand, der aber das erklärte, was er als Wahrheit über seinen Gott wusste, selbst inmitten der Finsternis seiner Umstände.

Das war auch das Zeugnis des Psalmisten. In Psalm 89,9 ruft er aus: „Herr, allmächtiger Gott! Wer ist mächtig wie du, Herr, und wer ist so treu?“ Dieser Gedanke wird auch in einem meiner Lieblingsverse wiedergegeben. Dieser steht in Jesaja 11,5, wo der Schreiber uns ein wunderbares Bild davon schenkt, wie Gottes Treue ihn umgibt, wenn es dort heißt: „Die Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Hüften sein und die Treue der Gürtel seiner Lenden.“

Was diesen Vers für mich so bedeutsam machte, war meine eigene Erfahrung mit einem Gürtel. Ich hatte drei Kinder, die alle gleichzeitig im Kindergartenalter waren. Jeder Einkauf wurde somit zu einem Abenteuer. Wären Lebensmittel keine Notwendigkeit gewesen, wäre ich wohl gar nicht einkaufen gegangen. Wie managt man zwei Kleinkinder und ein Baby, das noch getragen werden muss? Meine Lösung war mein Mantel. Ich kaufte bewusst einen Mantel mit einem Gürtel um die Taille. Debbie und Danny hatten die strenge Anweisung, dass sich jeder von ihnen an einem Ende des Gürtels festhielt (mit der Androhung von schwerwiegenden Konsequenzen, sollten sie loslassen), während ich Steven trug. Meine Kinder wussten, dass ich die „schwerwiegenden Konsequenzen“ durchziehen würde, daher gehorchten sie und waren sicher.

Als ich eine beängstigende Zeit meines Lebens durchlebte, erkannte ich erstmals diese Zusicherung, dass ich mich an Gottes Treue festhalten konnte und sicher war … Der Vers, den Gott mir schenkte, war Jesaja 11,5: „Die Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Hüften sein und die Treue der Gürtel seiner Lenden.“ Sofort kam mir das Bild in den Sinn, wie meine Kinder an meinem Gürtel hingen. Ich war nun das Kind, und ich befand mich an einem beängstigenden Ort. Aber ich hielt mich an Gottes Treue fest und, wie auch mein Gürtel meinen Kindern Sicherheit schenkte, war sein Gürtel der Treue meine Sicherheit.

Eine Liebe, die nie endet

In seiner Zeit des tiefen Leides, weist uns Jeremia auf einen weiteren Stern hin, der hell vor seinem dunklen Himmel des Leides leuchtete. In Klagelieder 3,21-22 erklärt er: „Dennoch will ich mir dies zu Herzen nehmen, das will ich hoffen: Die Gnade des Herrn nimmt kein Ende! Sein Erbarmen hört nie auf.“ Jeremia setzte seine Hoffnung auf die Wahrheit der nie endenden Liebe Gottes.

Ich liebe die Tatsache, dass in der Bibel diese beiden Worte unendlich (nie endend) und Liebe so häufig miteinander verbunden werden. Gott sichert uns immer wieder zu, dass seine Liebe nie endet. Jeremias Worte sind mehr als nur der Bericht über das Leiden eines Mannes. Sie sind von Gott inspirierte Wahrheiten und es gibt sie, damit wir auch in den dunklen Zeiten unseres Lebens von diesem Gott lernen. Gott ist treu und seine Liebe endet nie. Das ist heute genauso wahr wie zu Jeremias Zeit.

Kürzlich kam Peter an meinen Arbeitsplatz, um etwas zu klären, was er zuvor gesagt hatte. Als er ging, sagte ich: „Du musst mir nichts erklären. Ich kenne dein Herz.“ Und das tue ich. Ich habe absolutes Vertrauen in seine Motive, insbesondere mir gegenüber. Genau das ist die Haltung, die Gott sich auch von uns wünscht – Vertrauen in sein Herz und seine nie endende Liebe. Leiden ist oftmals eine Zeit, in der wir das Herz Gottes kennenlernen. Wir lernen, absolutes Vertrauen in seine Motive uns gegenüber und seine Wünsche für unser Bestes. Gott bittet uns, dass wir seinem Herzen vertrauen, selbst wenn wir seine Wege nicht verstehen.

Vor Jahren starb Jeffrey, der kleine Junge meiner Schwester. Er wurde mit verschiedenen physischen Schwierigkeiten geboren, die viele komplizierte Operationen erforderlich machten. Er hatte überraschend gut auf diese reagiert und wir alle waren ermutigt. Aber eines Nachts, ohne Vorwarnung, versagte seine Leber und wir erhielten den unerwarteten und niederschmetternden Anruf, dass er gestorben war. Was für eine verwirrende Zeit! Wir hatten geglaubt, dass Gott für Jeffrey eingriff und waren so hoffnungsvoll, dass er es schaffen würde. Wir hatten sogar gesehen, wie Gott einige fantastische Details für diesen kleinen wertvollen Jungen tat. Und dann starb er.

Zur Zeit des Todes von Jeffrey schenkte mir Gott diese Worte – ein Ausdruck meines Herzens als Antwort auf Ereignisse und Umstände, die keinen Sinn ergaben. Sie wurden als Zeugnis des Lichts geschrieben, das ich in dieser dunklen Zeit sah:

Lieber Herr, deine Hand hat sich auf Weisen bewegt, die ich nicht verstehe. Ich verstehe nicht all das Leid, das du geschickt hast. Aber Herr, dein Wort erinnert mich daran, dass ich jetzt nur stückweise verstehe. Bis zu dem Tag, an dem ich ganz verstehe, Herr, hilf mir deinem Herzen zu vertrauen.

Kürzlich erzählte ein Freund diese Geschichte über einen Kollegen, der eine Zeitlang an starken Depressionen litt. Matt war ein beliebter Professor, der einen großen Einfluss auf das Leben vieler junger Menschen hatte, die sich auf den vollzeitlichen Dienst vorbereiteten. Wie konnte das geschehen? Und wo war Gott? Als er diese schweren Fragen stellte, spürte Matt plötzlich die stille Gegenwart Gottes und die ruhige Zusicherung: „Schau in meine Augen, nicht auf meine Hände.“ In diesem Moment hatte er das absolute Vertrauen in die Liebe seines Vaters. Er hatte immer noch nicht verstanden, was Gottes Hände in seinem Leben taten, aber er vertraute der Liebe, die er in Gottes Augen sah.

Gott gibt uns nicht immer die Antworten, aber er verspricht uns eine Liebe, die niemals aufhören wird. Das können wir in seinen Augen sehen und in seiner Stimme hören. Hören wir auf die Worte aus Jeremia 29,11: „»Denn ich weiß genau, welche Pläne ich für euch gefasst habe«, spricht der Herr. »Mein Plan ist, euch Heil zu geben und kein Leid. Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung.«“ Dieser Vers wird oft zitiert, aber seine Bekanntheit verringert nicht die Hoffnung, die er schenkt, wenn Gott uns einen Blick in sein mitfühlendes Herz gewährt. Wie oft spüren wir Hoffnungslosigkeit im Leid? Wie oft schauen wir ängstlich in eine unbekannte Zukunft? Gott sprach diese Worte zum Volk Israel, aber wir wissen, dass er sich niemals verändert. Das Herz, das er seinen Kindern offenbarte, ist das gleiche Herz, das er auch für uns hat. Dieser Vers verspricht nicht, dass wir Gottes Absichten alle verstehen. Aber er gibt uns die absolute Zusicherung, dass Gott weiß, was er tut, und dass das, was er tut, zu unserem Besten ist.