Auf den Dampfschiffen, die in den 1860er Jahren den Atlantik überquerten, lauerte ein unheimlicher Passagier. Sein Name? Reblaus – eine mikroskopisch kleine Laus mit Appetit auf Wurzeln.
In Frankreich brach Panik aus. Die Kirchenglocken läuteten in Angst und Schrecken, als Tausende von Rebstöcken schrumpften und starben und mit ihnen viele Existenzen. In der Verzweiflung wurde eine hohe Belohnung ausgesetzt: Wer konnte die Reblaus stoppen, indem er den Wasser- und Nährstofffluss von den Wurzeln zu den Reben unterbrach? Schließlich fand jemand ein wirksames Mittel: das Pfropfen europäischer Reben auf Reblaus resistente amerikanische Reben.
Beim Pfropfen wird ein Stück lebender Materie in ein anderes eingepflanzt, sodass sie zusammenwachsen und eine Einheit bilden. So beschreibt Jesus in Johannes 15,1 unsere Beziehung zu ihm: „Ich bin der wahre Weinstock“. Er ist unsere einzige Quelle des geistlichen Lebens. „Bleibt in mir“ (V. 4) – mit anderen Worten: „Bleibt hier bei mir“. Durch den Glauben sind wir als seine Reben in den „wahren Weinstock“ eingepfropft. Und wenn wir den Worten Jesu gehorsam antworten (V. 7.10), bringt sein lebensspendender Geist in uns Gottes Frucht hervor (V. 4-5). Unser Leben gehört nicht mehr uns allein, sondern ist eine wunderbare Erweiterung des Lebens Jesu.
Die Versuchung, sich von Jesus zu entfernen, ist wie eine eindringende Laus, die versucht, den lebenswichtigen Fluss geistlicher Nahrung zu blockieren. Wie ein Weinstock, der gegen die Läuse resistent ist, ist Jesus unsere Lebensquelle und unser Schutz gegen weltliche Angriffe und Ängste. Da wir auf ewig mit ihm verbunden sind, erhalten wir unsere geistliche Nahrung, indem wir diese lebendige Verbindung und lebensspendende Freundschaft pflegen (V. 15).