Die Nachbarn wussten wahrscheinlich nicht, was sie davon halten sollten, als sie aus dem Fenster schauten. Ich stand mit einer Schaufel in der Einfahrt und hieb wie wild auf einen Eisklotz ein, der sich am Ende der Dachrinne gebildet hatte. Jeder Hieb war begleitet von einem Gebet, das immer um dasselbe Thema kreiste: „Ich kann das nicht.“ „Wieso immer ich?“ „Dafür fehlt mir die Kraft.“ Ich hatte ohnehin schon genug am Hals, und nun musste ich auch noch mit diesem Eiszapfen fertig werden. Ich hatte die Nase voll!
Mein Zorn wurde genährt von perfiden Lügen: „Ich hab was Besseres verdient.“ „Da kann auch Gott nicht helfen.“ „Um mich kümmert sich keiner.“ Aber wenn wir an unserem Ärger festhalten, geraten wir in einen Strudel der Verbitterung, der uns nicht weiterbringt. Dagegen hilft nur die Wahrheit.
Und die Wahrheit ist, dass Gott uns nicht gibt, was wir verdienen, sondern seine Gnade. „Denn du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen“ (Ps. 86,5). Die Wahrheit ist, dass Gott mehr als helfen kann, auch wenn wir es nicht sehen. Die Wahrheit ist, dass seine Kraft ausreicht (2.Kor. 12,9). Doch bevor wir das erkennen, müssen wir vielleicht einen Schritt zurück tun, die Schaufel weglegen und die Hand ergreifen, die Jesus uns in seiner Gnade entgegenstreckt.
Gott ist groß genug, um auf unseren Zorn zu hören, und liebt uns genug, um uns zu seiner Zeit den Weg zu zeigen.