Nachdem Richard und Susanne jahrelang versucht hatten, ein Kind zu bekommen, waren sie überglücklich, als Susanne schwanger wurde. Ihre gesundheitlichen Probleme stellten jedoch ein Risiko für das Baby dar, und so lag Richard jede Nacht wach und betete für seine Frau und sein Kind. Eines Nachts hatte Richard das Gefühl, dass er nicht so viel beten musste, da Gott ihm versprach, sich um die Dinge zu kümmern. Eine Woche später erlitt Susanne eine Fehlgeburt. Richard war am Boden zerstört. Er fragte sich: Hatten sie das Baby verloren, weil er nicht genug gebetet hatte?

Beim ersten Lesen könnte man meinen, dass das heutige Gleichnis (V. 5-13) dies nahelegt. In der Geschichte steigt ein Nachbar (von dem manchmal angenommen wird, dass er Gott repräsentiert) nur aufgrund der Hartnäckigkeit des Freundes aus dem Bett, um ihm zu helfen (V. 5-8). So gelesen legt das Gleichnis nahe, dass Gott uns nur dann gibt, was wir brauchen, wenn wir ihn bedrängen. Und wenn wir nicht genug beten, wird Gott uns (vielleicht) nicht helfen.

Aber Bibelausleger wie Klyne Snodgrass glauben, dass dies das Gleichnis missdeutet. Der eigentliche Punkt ist, dass wenn die Nachbarn uns aus selbstsüchtigen Gründen helfen, um wie viel mehr wird unser selbstloser Vater im Himmel helfen! Wir können also zuversichtlich bitten (V. 9-10) und wissen, dass Gott größer ist als fehlerhafte Menschen (V. 11-13). Er ist nicht der Nachbar im Gleichnis, sondern das Gegenteil von ihm.

„Ich weiß nicht, warum ihr euer Baby verloren habt“, sagte ich Richard, „aber ich weiß, dass es nicht daran lag, weil du nicht hart genug gebetet hast. So ist Gott nicht.“