Verkannte Identität
Als mein jüngster Bruder Scott zur Welt kam, besuchte ich schon die Oberstufe. Als er dann ins College kam, führte der Altersunterschied zu einer interessanten Situation. An seinem ersten Tag begleitete ich ihn mit unserer Mutter zum Campus. Die Leute, die uns kommen sahen, dachten, er käme mit seinem Vater und seiner Großmutter. Irgendwann gaben wir es auf, die Sache richtig zu stellen. Denn wir konnten tun und sagen, was wir wollten, angesichts dieser lustigen Fehlinterpretation ging völlig unter, in welchem Verhältnis wir tatsächlich zu einander standen.
Du hast einen Freund
Eine der zweifelhaften Folgen beim rasanten Wachstum der Social Media ist, dass der Einzelne sich oft zunehmend isoliert. Ein Online-Artikel warnt: „Jene, die sich dagegen wehren, sein Leben hauptsächlich oder sogar ausschließlich online zu führen, behaupten, virtuelle Freunde seien kein angemessener Ersatz für Freunde in der realen Welt, und ... wer seine physischen Freunde durch virtuelle ersetzt, würde noch einsamer und depressiver als vorher.“
Sanfte Zeugen
Vor Jahren lag ich im Krankenhaus, weil ich über 10 Meter tief von einer Brücke gestürzt war und nur knapp überlebt hatte. Eines Tages sprach mich die Frau des Mannes im Nachbarbett an und sagte: „Mein Mann hat mir gerade erzählt, was Ihnen passiert ist. Wir glauben, Gott hat Sie am Leben erhalten, weil er Sie noch gebrauchen möchte. Wir haben für Sie gebetet.“
Auf Irrwegen?
Eines meiner Lieblingslieder ist: „Komm, du Brunnen allen Segens“, das 1757 vom 22-jährigen Robert Robinson gedichtet wurde. Im letzten Vers ist eine Zeile, die mich immer besonders anspricht und dazu bewegt, mich selbst zu prüfen. Dort schildert Robinson, dass er spürt, wie leicht sein Herz dazu neigt, sich von Gott abzuwenden, „fort von dem geliebten Gott“. Mir geht es manchmal genauso. Allzu oft lasse ich mich ablenken, anstatt mein Herz und meine Gedanken auf den Erlöser zu richten, der mich liebt und sich selbst für mich gegeben hat. Robert Robinson und ich sind dabei nicht allein.
Kein Problem
Im Lauf der Jahre habe ich schon vielen Menschen auf der ganzen Welt die Bibel auslegen können. Weil ich nur Englisch spreche, arbeite ich oft mit Dolmetschern, die die Worte aus meinem Herzen nehmen und in die Sprache ihres Volkes übersetzen. Ob die Verständigung gelingt, hängt ganz unmittelbar von den Fähigkeiten dieser Übersetzer ab. Ob Inawaty in Indonesien, Annie in Malaysia oder Jean in Brasilien, sie sorgen dafür, dass die Bedeutung meiner Worte klar zum Ausdruck kommt.
Große Quelle
Auf der oberen Halbinsel von Michigan gibt es ein erstaunliches Naturwunder – einen über 30 Meter tiefen und 100 Meter breiten See, den die Ureinwohner „Kitch-iti-kipi“ nannten, „großes, kaltes Wasser“. Heute ist er bekannt als „die große Quelle“. Sie wird von unterirdischen Quellen gespeist, die pro Minute fast 50 Kubikmeter Wasser durch den Fels an die Oberfläche presst. Dazu hat das Wasser eine konstante Temperatur von etwa 8 Grad Celsius, was bedeutet, dass der See selbst in den grimmig kalten Wintern der Upper Peninsula nie zufriert. Touristen können sich zu jeder Jahreszeit an den Wassern der großen Quelle erfreuen.
Die Macht der Musik
Männerchöre sind ein fester Bestandteil der walisischen Kultur. Vor dem zweiten Weltkrieg lag einer dieser Gesangsvereine in einem freundlichen Wettstreit mit einem deutschen Chor. Während und nach dem Krieg kamen jedoch feindliche Gefühle auf. Mit der Zeit konnten die Span-nungen dann aber doch überwunden werden. Dabei half ein Spruch, der in einen Siegespokal eingraviert war, den die beiden Chöre einmal gemeinsam gewonnen hatten: „Sprich mit mir und du bist mein Freund. Sing mit mir und du bist mein Bruder.“
Orientierung gefragt
Die St. Nicholas-Kirche in Galway in Irland hat nicht nur eine lange Geschichte, sondern auch eine sehr aktive Gegenwart. Sie ist die älteste Kirche in Irland und bietet auf ganz praktische Art Orientierung. Die Kirche thront über der Stadt und ihr Turm dient den Seeleuten als Anhaltspunkt, an dem sie sich ausrichten, um ihre Schiffe sicher in die Bucht von Galway zu lenken. Seit Jahrhunderten zeigt die Kirche ihnen verlässlich den Weg nach Hause.
Das Wunder des Kreuzes
Bei einem Besuch in Australien hatte ich in einer besonders klaren Nacht Gelegenheit, das Kreuz des Südens zu betrachten. Dieses Sternbild der südlichen Hemisphäre ist besonders gut erkennbar. Bereits im 15. Jh. begannen Seeleute und Matrosen sich an ihm auszurichten, um ihren Weg über die Meere zu finden. Obwohl verhältnismäßig klein, ist es trotzdem die meiste Zeit des Jahres sichtbar. Das Kreuz des Südens leuchtete in jener dunklen Nacht so hell, dass selbst ich es unter all den anderen Sternen erkennen konnte. Es war ein ganz spezieller Anblick!
Freibordmarke
Im 19. Jh. waren Schiffe oft hoffnungslos überladen. Viele sanken und ihre Mannschaften kamen auf See ums Leben. Um diesem Notstand abzuhelfen, regte Samuel Plimsoll, ein englischer Politiker, 1875 die Verabschiedung eines Gesetzes an. Es schrieb vor, am Rumpf des Schiffes eine Markierung anzubringen, die anzeigte, ob es zu schwer beladen war. Diese „Freibordmarke“ wurde auch als Plimsoll-Marke bekannt und ziert noch heute die Schiffe.
Adoption
Meine Frau Marlene und ich sind seit über 35 Jahren verheiratet. Bei unserem ersten Rendezvous hatten wir ein Gespräch, das ich nie vergessen werde. Sie erzählte mir, dass sie im Alter von 6 Monaten adoptiert wurde. Als ich fragte, ob sie nie hätte wissen wollen, wer ihre wahren Eltern seien, erwiderte sie: „Mama und Papa hätten damals irgendein anderes Baby auswählen können, aber sie haben mich genommen. Sie sind meine wahren Eltern.“
Gemischte Gefühle
Gemischte Gefühle“ – das schildert genau, wie meine Frau Marlene und ich unsere Hochzeit erlebten. Dass man mich nicht falsch versteht: Es war ein schöner Tag, den wir auch heute, 35 Jahre später noch feiern. Das Hochzeitsfest selbst allerdings war überschattet vom Tod der Mutter von Marlene, die nur wenige Wochen vorher an Krebs gestorben war. Ihre Tante war ein wunderbarer „Mutter-Ersatz“, aber bei allem Glück spürten wir doch, dass etwas nicht ganz stimmte. Mutter fehlte uns und das machte sich überall bemerkbar.
Christingle
In der Tschechischen Republik und auch an anderen Orten gehören zu Weihnachten die so genannten „Christingles“. Ein Christingle ist eine Orange, die für die Welt steht. Auf ihr ist eine Kerze angebracht, die Christus als das Licht der Welt symbolisiert. Um die Orange ist eine rote Schleife gebunden als Symbol für das Blut Jesu. Vier Zahnstocher mit getrockneten Früchten sind durch die Schleife in die Orange gesteckt. Sie stellen die Früchte der Erde dar.
Ein Sohn ist uns gegeben
Eine meiner Lieblingspassagen aus Händels Messias ist das fröhliche Stück „Denn uns ist ein Kind geboren“ aus dem ersten Teil des Oratoriums, besonders die Stelle, an der der Chor singt: „Ein Sohn ist uns gegeben.“ Die Worte stammen natürlich aus Jesaja 9,5: Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben.“ Händels majestätische Musik drückt die Anbetung des Sohnes aus, der an jener ersten Weihnacht in menschlicher Gestalt zu uns kam.
Echte Angst
Wochenlang hatte der Kinderchor für das jährliche Weihnachtsmusical geprobt und nun war der Abend der Aufführung gekommen. Die Kinder strömten in ihren Kostümen in den Saal, als plötzlich an der Hintertür ein kleiner Tumult entstand. Meine Frau und ich drehten uns um, und da sahen wir unseren eigenen Sohn Matt. Laut schluchzend und mit vor Angst verzerrtem Gesicht klammerte er sich am Türgriff fest und weigerte sich, den Saal zu betreten, bis ihm der Chorleiter schließlich erklärte, er müsse nicht auf die Bühne. Matt durfte sich zu uns setzen und bald schon ebbte die Angst wieder ab.