Wasserstelle
Ostafrika ist eine der trockensten Regionen dieser Erde. Deshalb hat der Name der Stadt „Nairobi“ dort eine ganz besondere Bedeutung. Er stammt von einem Ausdruck der Masai für „kaltes Wasser“ und bedeutet wörtlich „Wasserstelle“.
Echte Anteilnahme
Am ersten Abend der Familienfreizeit informierte der Leiter die Teilnehmer über das Programm der folgenden Woche. Dann fragte er, ob noch jemand etwas sagen wolle. Ein junges Mädchen stand auf und bat inständig um Hilfe. Ihr kleiner Bruder – ein Junge mit leichter Behinderung – werde für sie manchmal zur Last. Sie erzählte, wie anstrengend es oft für ihre Familie sei, und bat uns, doch während der Freizeit immer wieder mal ein Auge auf ihn zu haben. Man spürte ihre Sorge um den Bruder und ihre Familie. Und es war großartig, im Lauf der Woche mitzuerleben, wie alle versuchten, der Familie zu helfen.
Peinlich, peinlich
Das Blaulicht der Polizei lenkte meine Aufmerksamkeit auf eine Autofahrerin, die wegen eines Vergehens angehalten worden war. Als der Beamte mit dem Block in der Hand zu seinem Wagen zurückging, konnte ich sie hilflos hinter dem Steuer ihres Autos sitzen sehen. Das Ganze war ihr offensichtlich furchtbar peinlich und sie hielt die Hände vors Gesicht, um nicht erkannt zu werden. Mir ging durch den Kopf, wie peinlich es auch für uns sein kann, wenn wir aufgrund unseres Verhaltens und der Folgen, die sich daraus ergeben, bloßgestellt werden.
Seid stille
Eric Lidell, dem im Film Chariots of Fire ein Denkmal gesetzt wurde, gewann 1924 bei den Olympischen Spielen in Paris eine Goldmedaille, bevor er als Missionar nach China ging. Als einige Jahre später der Zweite Weltkrieg ausbrach, schickte er seine Familie nach Kanada in Sicherheit. Er selbst blieb in China. Bald wurden er und andere ausländische Missionare in ein japanisches Internierungslager gesteckt. Nach ein paar Monaten erkrankte er. Die Ärzte vermuteten einen Hirntumor.
Wunderbar!
Als unser Flugzeug zur Landung ansetzte, las die Flugbegleiterin eine lange Liste mit Ankunftsinformationen vor. Doch sie ratterte sie so unbeteiligt und gefühllos herunter, als hätte sie sie schon tausend Mal gelesen. Und mit derselben müden, lustlosen Stimme sagte sie zum Schluss noch: „Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Tag!“ Der trockene Ton stand in krassem Gegensatz zu ihren Worten. Sie hatte zwar „wunderbar“ gesagt, aber ihrem Verhalten ging der Sinn fürs Wunderbare anscheinend völlig ab.
Coade-Stein
Überall in London findet man Sta-tuen und andere Bauwerke aus einem ganz speziellen Material, dem Coade-Stein. Er wurde Ende des 18. Jahrhunderts von Eleanor Coade für das Familienunternehmen entwickelt und ist ein Kunststein, der praktisch unzerstörbar ist und dem weder Zeit noch Wetter oder Umweltschäden etwas anhaben können. Während der industriellen Revolution wurde er sehr geschätzt, nach dem Tod seiner Erfinderin geriet er jedoch allmählich in Vergessenheit und wurde als Baumaterial vom Portlandzement abgelöst. Trotzdem gibt es noch Dutzende von Beispielen für diesen massiven, keramikartigen Stein, der schon seit mehr als 150 Jahren den widrigen Bedingungen des Londoner Klimas trotzt.
Zeuge sein
Als Teenager wurde ich einmal Zeuge eines Autounfalls. Es war schockierend und wurde noch schlimmer durch das, was folgte. Als einziger Zeuge musste ich in den folgenden Monaten vor einer Reihe von Anwälten und Versicherungsexperten immer wieder erzählen, was ich gesehen hatte. Dabei sollte ich weder über den Zustand des Wagens noch die Verletzungen der Unfallopfer berichten, sondern nur das, was ich mit angesehen hatte.
Der Weg der Weisheit
Albert Einstein soll gesagt haben: „Nur zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die Dummheit des Menschen, und beim ersten bin ich mir nicht ganz sicher.“ Leider scheint es tatsächlich so, als gäbe es für die Dummheiten, in die wir uns nur allzu häufig hineinbegeben, keine Grenzen – oder für den Schaden, den wir durch unsere Torheit anrichten, oder die Entscheidungen, die wir treffen.
Unwandelbare Gnade
Ich war unterwegs auf dem Flughafen von Chicago, als mir im Vorbeigehen ein Hut auffiel, dessen Träger durch die Menschenmenge eilte. Das heißt, eigentlich waren es die zwei Worte, die auf dem Hut standen, die meine Aufmerksamkeit erregten: „Leugne alles.“ Ich überlegte, was das heißen sollte. Alle Schuld abstreiten? Sich alle Freuden des Lebens versagen? Ratlos kratzte ich mich am Kopf und rätselte weiter an diesen zwei einfachen Worten herum: „Leugne alles.“
Beinahe zufrieden?
Als ich nach dem Mittagessen vom Restaurant aus den Parkplatz betrat, sah ich einen Kleintransporter durch die geparkten Autos rasen. Während ich noch den rücksichtslosen Fahrer beobachtete, entdeckte ich an seinem Wagen einen Aufkleber mit den Worten: „Beinahe zufrieden.“ Ich überlegte, was wohl der Sinn dieser Aussage sei und was für ein Gefühl sie ausdrücken sollte. Dabei kam ich zu dem Schluss, dass es so etwas wie „Beinahe zufrieden“ gar nicht gibt. Entweder sind wir zufrieden oder wir sind es nicht.
Rührende Anteilnahme
Vor einiger Zeit schrieb ich einen Artikel über meine Frau Marlene und ihre Probleme mit dem Schwindel. Nach seiner Veröffentlichung erreichte mich eine regelrechte Flut von Leserzuschriften, auf die ich gar nicht vorbereitet war. Sie enthielten Mutmachendes, Hilfreiches, Ratschläge und vor allem Anteilnahme an Marlenes Ergehen. Sie kamen aus der ganzen Welt und von den unterschiedlichsten Menschen. Die Zeugnisse liebevoller Zuwendung und Sorge um meine Frau nahmen so gewaltige Ausmaße an, dass wir es nicht mehr schafften, alle zu beantworten. Es war geradezu überwältigend zu sehen, wie die Geschwister im Glauben an Marlenes Problemen Anteil nahmen. Wir waren und sind zutiefst dankbar.
Das Geschenk des Lichts
Sir Christopher Wren entwarf und erbaute in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in London mehr als 50 Kirchen. Sein Stil zeichnete sich durch zwei charakteristische Merkmale aus. Das eine waren die massiven, hohen Türme. Zum anderen verlangte Wren, dass alle Fenster in den von ihm erbauten Kirchen aus klarem Glas waren und nicht aus den in der damaligen Zeit sonst so beliebten bunten Scheiben. Die Begründung dafür findet man zum Teil in den ihm zugeschriebenen Worten: „Gottes größtes Geschenk an den Menschen ist das Licht.“ Dieses Geschenk, so meinte Wren, konnten sie feiern, wenn sie auch während des Gottesdienstes im Licht baden konnten.
Freudige Enttäuschung
An der Bibelschule bewarb ich mich einmal für das Musikteam, das regelmäßig auf Tournee ging. Die Vorstellung, bei dieser Art der Verkündigung mitzumachen, begeisterte mich. Umso größer war die Enttäuschung, als ich abgelehnt wurde. Ich konnte nur darauf vertrauen, dass Gottes Pläne größer waren als meine.
Die anderen 80 Prozent
Vor kurzem las ich auf einer Reklametafel, dass sich von den Lebewesen auf der Erde 80 Prozent im Meer befinden. Das kann man sich kaum vorstellen, vor allem, da man den größten Teil dieses Lebens nicht sehen kann.
Die Weisheit der Menge
In einer Online-Besprechung über Die Weisheit der Vielen heißt es: „In diesem faszinierenden Buch vertritt James Surowiecki, Kolumnist des New Yorker, eine bestechend einfache These: Große Menschenmengen sind klüger als noch so schlaue Einzelpersonen – es gelingt ihnen besser, Probleme zu lösen, Innovationen zu fördern, weise Entscheidungen zu fällen und selbst die Zukunft vorherzusagen.“