Pfad der Tränen
Ein tragisches Ereignis in der Geschichte Amerikas ist die Zwangsumsiedlung von Tausenden Ureinwohnern zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Indianerstämme, die mit der aufstrebenden weißen Bevölkerung Verträge geschlossen und mit ihr gemeinsam gekämpft hatten, wurden vom Land ihrer Vorfahren vertrieben. Im Winter 1838 wurden Tausende von Cherokee Indianern gezwungen, sich auf einen brutalen Marsch von 1000 Meilen Richtung Westen zu begeben, der als „Pfad der Tränen“ bekannt wurde. Viele Tausende, die zum Teil weder Kleider und Schuhe noch Vorräte für eine solche Reise hatten, kamen auf dem Treck ums Leben.
Los! Los!
Ich stand an der Kreuzung und beobachtete, wie ein Auto nur zögernd losfuhr, als die Ampel auf Grün schaltete. Plötzlich ertönte wie aus dem Nichts eine laute Stimme: „Los! Los! Nun fahr schon!“ Der Fahrer erschrak sichtlich über die wütenden Rufe und schien verunsichert, da er nicht wusste, woher sie kamen. Dann sah ich es – das Auto hinter ihm hatte einen Lautsprecher, mit dem sein Fahrer andere anschreien konnte! Schließlich fasste sich der zögernde Fahrer ein Herz und gab Gas. Ich war erschüttert über die Ungeduld und das unhöfliche Benehmen seines Hintermanns.
Das Bücherauto
In den Sommern meiner Kindheit, als es die elektronischen Spielzeuge und Ablenkungen unserer Tage noch nicht gab, war die wöchentliche Ankunft des Bücherautos jedes Mal ein Lichtblick. Das war ein Bus mit Reihen voller Bücher aus der regionalen Bücherei, der in die umliegenden Orte fuhr, damit auch die, die keine Fahrgelegenheit hatten, sich Bücher ausleihen konnten. Dem Bücherauto verdanke ich zahlreiche glückliche Sommertage, in denen ich Bücher lesen konnte, die mir sonst nie in die Hände geraten wären. Bis heute bin ich dankbar für die Liebe zum Buch, die das Bücherauto in mir geweckt hat.
Ziel verfehlt
Motorradspringen war im Amerika der 1970er Jahre große Mode. Der Trend erreichte seinen Höhe-(und Tief-)Punkt am 8. September 1974. Tausende von Zuschauern versammelten sich damals am Snake River Canyon im Bundesstaat Idaho, um mitzuerleben, ob Evel Knievel es schaffen würde, in seinem extra dafür gebauten „Himmelsrad“ über den Canyon zu springen. Aber er schaffte es nicht. Bereits auf halbem Wege öffnete sich sein Bremsschirm und er landete auf dem Boden des Canyon. Einige Zuschauer fragten: „Wie weit über den Canyon ist er gekommen?“ Aber darum ging es nicht. Er hatte es nicht bis auf die andere Seite geschafft und deshalb hatte er sein Ziel verfehlt.
Treu bis in den Tod
In der Walker Art Gallery in Liverpool hängt das Bild eines römischen Soldaten, der im antiken Pompeji Wache steht. Inspiriert wurde es von einer archäologischen Ausgrabung, bei der ein in der Vulkanasche eingeschlossener Soldat in voller Uniform ans Tageslicht befördert wurde. Der Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n.Chr. hatte die Menschen in ihren alltäglichen Verrichtungen überrascht und ganz Pompeji in Asche gelegt. Das Gemälde Getreu bis in den Tod ist ein Zeugnis für die Treue dieses Wachsoldaten, der auf seinem Posten blieb, obwohl die Welt um ihn herum im Feuer unterging.
Spuren hinterlassen
Elisabeth kann eine bewegende Geschichte erzählen. Nach einem äußerst erniedrigenden Erlebnis setzte sie sich in den Bus, um der peinlichen Umgebung zu entfliehen. Die Tränen flossen haltlos und so merkte sie es nicht, als der Bus unterwegs anhielt. Ein Mitreisender, der hinter ihr gesessen hatte, ein völlig Fremder, hielt auf dem Weg zum Ausgang inne, machte kehrt und kam auf Elisabeth zu. Er hatte ihre Tränen gesehen und reichte ihr nun seine Bibel mit den Worten, er hätte das Gefühl, sie könnte sie brauchen. Er hatte Recht. Elisabeth brauchte nicht nur die Bibel, sie brauchte den Jesus, von dem sie spricht. Als Folge dieser kleinen Geste des Mitgefühls von einem Fremden nahm sie Jesus in ihr Leben auf.
Nicht mehr, nicht weniger
Kürzlich las ich davon, wie leicht es ist, die Botschaft der Bibel zu missbrauchen. So benutzen wir sie vielleicht, um mit ihr zu bestätigen, was wir bereits glauben, anstatt uns von ihr sagen zu lassen, was Gott uns zu sagen hat. Manche nutzen die Bibel, um die eine Seite einer Sache zu verteidigen, während andere mit ihrer Hilfe dieselbe Sache angreifen. Beide zitieren Bibelverse, um ihre Meinung zu behaupten, aber es können nicht beide Recht haben.
Zitternde Espen
Ich war mit meiner Frau auf der oberen Halbinsel im Michigan-See unterwegs, als mir zwei Bäume auffielen. An allen anderen Bäumen ringsherum bewegte sich kein Blatt, doch die Blätter dieser beiden Bäume flatterten schon beim kleinsten Windhauch. Ich wies meine Frau darauf hin und sie sagte, das seien Espen und der Ausdruck „Zittern wie Espenlaub“ sei auf sie zurückzuführen. Ich staunte, wie deutlich sichtbar dieses Zittern war. Während alle anderen Bäume ganz still und ruhig standen, zitterten die Blätter der Espen bei jedem Lüftchen.
Bis ans Ende
Es war mein erster Unterrichtstag am Bibelinstitut in Moskau, wo ich russische Pastoren unterrichten sollte. Ich begann damit, dass ich die Studenten fragte, wie sie hießen und woher sie kamen. Ich war schockiert, als einer unumwunden erklärte: „Von allen Pastoren bin ich der, der den Missionsbefehl am treusten befolgt.“ Es verschlug mir regelrecht die Sprache, als er auch schon lächelnd fortfuhr: „Im Missionsbefehl heißt es, wir sollten das Evangelium bis an das Ende der Erde bringen. Ich bin Pastor in einem Dorf nördlich vom Polarkreis, von dem man sagt, dass es am Ende der Welt liegt!“ Alle lachten und wir begannen den Unterricht.
Alleinflug
Der 20./21. Mai 1927 war ein Wendepunkt in der Geschichte der Luftfahrt. An diesem Tag gelang Charles Lindbergh der erste Alleinflug über den Atlantik ohne Zwischenstopp. Es hatte schon andere Flüge über den Atlantik gegeben, aber nie war ein Pilot allein geflogen. Es war eine historische Leistung. Als Lindbergh in Paris auf dem Flughafen Le Bourget landete, wurde er von Tausenden von Bewunderern umringt, die seinen Erfolg bejubelten. Und zurück in Amerika wurde er mit Paraden und Auszeichnungen geehrt, die seinen Mut und Idealismus feierten.
Warum wir arbeiten
Ende der 1660er Jahre wurde Christopher Wren beauftragt, die St. Pauls-Kathedrale in London wieder aufzubauen. Es wird erzählt, dass er einmal beim Besuch der Baustelle von den Arbeitern nicht erkannt wurde. Er wanderte durch das große Bauwerk und fragte hier und da ein paar Männer, was sie da taten. Einer der Arbeiter erwiderte: „Ich haue einen Stein zurecht.“ Ein zweiter sagte: „Ich bekomme pro Tag fünf Schilling und zwei Pence.“ Ein dritter sah die Sache unter einem anderen Blickwinkel: „Ich helfe Christopher Wren, zur Ehre Gottes eine herrliche Kathedrale zu bauen.“ Was für ein Unterschied in der Haltung und Einstellung dieser drei Arbeiter!
Die neue Normalität
Ein Seelsorger für Trauernde und Trauma-Opfer sagt, das Schwerste für leidende Menschen sei häufig nicht der unmittelbare Schmerz über den Verlust. Das größte Problem sei vielmehr, sich an die veränderten Lebensumstände zu gewöhnen. Was einmal normal war, wird es nie wieder sein. Für Helfende ist es darum wichtig, die Betroffenen auf dem Weg zu einer „neuen Normalität“ zu begleiten. Einer neuen Normalität, zu der vielleicht keine robuste Gesundheit mehr gehört, eine wertvolle Beziehung oder eine befriedigende Arbeit. Oder ein Leben ohne den geliebten Menschen, den der Tod genommen hat. Die Schwere solcher Verluste zwingt uns, anders zu leben — ob uns das lieb ist oder nicht.
Zuschauer
Ein Fußballteam erlebte eine schreckliche Saison und verlor ein Spiel nach dem anderen. Ein Reporter fragte einen der Spieler, wie er es schaffe, motiviert zu bleiben und sein Bestes zu geben, obwohl sein Team nur Niederlagen holte. Er antwortete: „Mein Vater sieht mir beim Spielen zu. Meine Mutter sieht mir beim Spielen zu. Da werde ich wohl mein Bestes geben. Das können Sie mir glauben!“ Ihm war klar, dass es um mehr ging als nur ums Gewinnen oder Verlieren. Es gab Leute, die ihm zuschauten, und das trieb ihn dazu an, immer das Beste aus sich herauszuholen.
Geheilt
Ein Bekannter erzählte mir, wie es ihm im letzten Jahr ergangen war. Wegen einer Krebserkrankung war er ständig in ärztlicher Behandlung gewesen. Doch das Lächeln auf seinem Gesicht verriet, dass er eine gute Nachricht hatte. Bei der jährlichen Kontrolle hatte sein Arzt bestätigt, dass die Testergebnisse eindeutig waren: „Sie sind geheilt!“ Was drei Worte doch ausmachen können! Für meinen Bekannten bedeuteten sie, dass alle Spuren der Krankheit, die sein Leben noch vor wenigen Monaten bedroht hatten, vernichtet waren. Wir freuten uns mit ihm!
Kein Mythos
Geschichte fasziniert mich. Deshalb sah ich mir auch die Fernsehsendung über den großen englischen König Arthur an. Dabei kam immer wieder ein Thema zur Sprache. Alle Historiker räumten ein, dass es keine Augenzeugen und keine geschichtlichen Beweise dafür gibt, dass König Arthur und seine Ritterrunde wirklich existierten. Wiederholt wurde von einer „Legende“ oder einem „Mythos“ gesprochen. Es scheint, als handele es sich um eine Überlieferung, die im Lauf der Jahrhunderte aus Teilen verschiedener Geschichten zusammengesetzt wurde.