Der Lehrer war sprachlos, als einer seiner Oberstufenschüler versuchte, mit einem Thermometer einen Tisch auszumessen. In 15 Jahren Lehrtätigkeit hatte er schon viele traurige und schockierende Situationen erlebt. Aber selbst er staunte, dass jemand es bis in die Oberstufe schaffen konnte, ohne den Unterschied zwischen einem Lineal und einem Thermometer zu kennen.
Eine Freundin erzählte mir diese Geschichte und ich empfand tiefes Mitleid mit diesem Schüler und den vielen anderen, die in ihrer Erziehung so weit zurückgeblieben sind. Sie kommen nicht voran, weil sie die wichtigsten Alltagslektionen nicht gelernt haben.
Aber dann kam mir ein ernüchternder Gedanke: Tun wir nicht manchmal dasselbe, wenn wir bei geistlichen Fragen einen falschen Maßstab anlegen? Wenn wir zum Beispiel meinen, eine Gemeinde, der es finanziell gut geht, sei von Gott besonders gesegnet. Und ist uns noch nie der Gedanke gekommen, ein beliebter Prediger sei gottgefälliger als einer mit nur wenigen Anhängern?
Der richtige Maßstab für unseren geistlichen Zustand ist unser gelebtes Leben, und das misst sich an Eigenschaften wie Demut, Sanftmut und Geduld (Eph. 4,2). „Ertragt einer den andern in Liebe“ (V.2) ist ein guter Hinweis darauf, ob wir auf das Ziel zusteuern, das Gott für uns hat: „Zum Maß der Fülle Christi“ (V.13).
Unsere Liebe zu Gott lässt sich messen an der Liebe zum Nächsten. |
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