Autoren

Alle anzeigen

Artikel von Winn Collier

Wirklich lebendig

Da es die Woche nach Ostern war, hatte unser fünfjähriger Sohn Wyatt schon viel von der Auferstehung gehört. Er hatte immer Fragen – meistens richtige Knackpunkte. Ich saß am Steuer, und er war hinter mir angeschnallt. Wyatt schaute aus dem Fenster und war in Gedanken versunken. „Papa“, sagte er, hielt inne und bereitete sich darauf vor, mir eine schwierige Frage zu stellen. „Wenn Jesus uns wieder zum Leben erweckt, werden wir dann wirklich lebendig sein – oder nur in unseren Köpfen?“

Das ändert alles

Jaroslav Pelikan, der als einer „der herausragenden Autoritäten seiner Generation auf dem Gebiet der christlichen Geschichte“ gilt, war für seine umfangreiche akademische Karriere bekannt. Er veröffentlichte mehr als dreißig Bücher und wurde für sein umfangreiches Werk mit Preisen ausgezeichnet. Einer seiner Schüler erzählte jedoch, was er für die wichtigsten Worte seines Lehrers hielt, die dieser auf dem Sterbebett sprach: „Wenn Christus auferstanden ist, ist alles andere unwichtig. Und wenn Christus nicht auferstanden ist, ist alles andere unwichtig.“

Ein ehrliches Leben

Der kenianische Läufer Abel Mutai, der an einem zermürbenden internationalen Crosslauf teilnahm, war nur noch wenige Meter vom Sieg entfernt. Seine Führung war ihm sicher. Verwirrt durch die Beschilderung der Strecke und in dem Glauben, die Ziellinie bereits überquert zu haben, blieb Mutai jedoch stehen. Der zweitplatzierte spanische Läufer, Ivan Fernandez Anaya, erkannte den Fehler von Mutai. Anstatt jedoch den Vorteil zu nutzen und zum Sieg zu eilen, holte er Mutai ein, streckte seinen Arm aus und zeigte seinem Rivalen die richtige Richtung. Als Reporter Anaya fragten, warum er das Rennen absichtlich verloren habe, betonte er, dass Mutai den Sieg verdient habe, nicht er. „Was wäre der Verdienst meines Sieges? Was wäre die Ehre dieser Medaille? Was würde meine Mutter davon halten?“ In einem Bericht hieß es: „Anaya zog die Ehrlichkeit dem Sieg vor.“

Die Macht der Liebe

Zwei über Achtzigjährige sind ein ganz besonderes Paar. Beide waren 60 Jahre verheiratet, bevor ihre jeweiligen Partner starben. Sie wohnen nur 15 Minuten voneinander weg, allerdings in verschiedenen Ländern: Dänemark und Deutschland. Sie haben sich als Witwe und Witwer ineinander verliebt, regelmäßig zusammen gegessen und viel Zeit miteinander verbracht. Dann kam Corona und die dänische Regierung machte die Grenze dicht. Doch die beiden ließen sich davon nicht abhalten. Jeden Mittag trafen sie sich auf einem kleinen Feldweg an der Grenze, stellten jeder auf seiner Seite einen Stuhl auf und teilten ihr Picknick. „Wir sind hier, weil wir uns lieben“, sagte der Mann. Ihre Liebe war stärker als Grenzen und die Pandemie.

Memento mori

Hieronymus und Tertullian, römische Gelehrte, berichten, wie im alten Rom ein Feldherr nach einem historischen Sieg vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang auf einem prunkvollen Wagen durch die Straßen der Stadt fuhr. Die Menge jubelte ihm zu. Der Feldherr genoss die Bewunderung und badete in seinem Ruhm. Die Legende erzählt aber auch, dass den ganzen Tag lang ein Diener hinter dem Feldherrn stand und ihm unentwegt ins Ohr flüsterte: „Memento mori (Bedenke, dass du sterben musst).“ Mitten in allem Jubel sollte ihn die Erinnerung daran, dass er ein sterblicher Mensch war, demütig bleiben lassen.

Ein helles Licht

2018 stiegen in Thailand zwölf Jungen und ihr Fußballtrainer in ein Höhlenlabyrinth, in dem es plötzlich einen Wassereinbruch gab. Um sich in Sicherheit zu bringen, liefen sie immer weiter in die Höhle rein. Es dauerte zweieinhalb Wochen, bis sie gerettet wurden. Taucher versuchten zu ihnen vorzudringen, während die Jungen auf einem kleinen Felsvorsprung ausharrten. Sie hatten nur sechs Taschenlampen dabei und saßen stundenlang im Finstern und hofften, dass irgendwie Licht und Hilfe kommen würde.

Stark und zart

Im Jahr 2020 brach in Ecuador der Vulkan Sangay aus. Der Nachrichtensender BBC sprach von einer „über 12.000 Meter hohen dunklen Aschesäule“. Der Ascheregen ging auf vier Provinzen nieder (über 80.000 Hektar). Der Himmel wurde grau und trüb und die Luft war zum Schneiden und machte das Atmen schwer. Bauer Feliciano Inga sagte der Zeitung El Comercio: „Wir wussten erst gar nicht, woher der ganze Staub kam … Wir sahen, wie der Himmel dunkel wurde, und bekamen Angst.“

Die Prüfung

Als ich meine Söhne das erste Mal zu einer Wanderung auf einen Berg mit einer Höhe von über 4.000 Metern mitnahm, waren sie nervös. Würden sie es schaffen? Waren sie der Herausforderung gewachsen? Ich stellte sie auf die Probe und wollte, dass sie mir vertrauten. Mein Jüngster machte auf dem Wanderweg längere Pausen. „Papa, ich kann nicht mehr“, sagte er wiederholt. Anderthalb Kilometer vor dem Ziel hatte er, der eigentlich nicht mehr konnte, seinen müden Punkt überwunden und war schneller als wir anderen auf dem Gipfel. Er war so froh, dass er mir vertraute, trotz seiner Ängste.

Nur die Wahrheit

Ein Baseballtrainer wollte einem kleinen Jungen, der nahe an der Spielerbank saß, einen Baseball geben. Doch als der Trainer ihm den Ball zuwarf, fing ihn stattdessen ein Mann. Videos von dem Vorfall gingen viral. In den Nachrichten und Sozialen Medien wurde dieser „unverschämte“ Mann auseinandergenommen. Die Zuschauer kannten jedoch nicht die ganze Geschichte. Zuvor hatte der Mann dem Jungen geholfen, einen weiteren Ball zu ergattern, und sie hatten vereinbart, alle weiteren Bälle, die in ihre Richtung kamen, zu teilen. Leider dauerte es vierundzwanzig Stunden, bis die wahre Geschichte ans Licht kam. Der Mob hatte bereits Schaden angerichtet und einen unschuldigen Mann verurteilt.

Guter Ärger

Als John Lewis, ein amerikanischer Kongressabgeordneter und Bürgerrechtsführer, im Jahr 2020 starb, trauerten Menschen aus vielen politischen Richtungen. Im Jahr 1965 marschierte Lewis mit Martin Luther King Jr. für das Wahlrecht für schwarze Bürger. Während des Marsches erlitt Lewis einen Schädelbruch, der Narben hinterließ, die er für den Rest seines Lebens trug. „Wenn man etwas sieht, das nicht richtig, nicht gerecht, nicht fair ist“, sagte Lewis, „hat man die moralische Verpflichtung, etwas zu sagen. Etwas zu tun.“ Er sagte auch: „Habt niemals, niemals, Angst davor, etwas Lärm zu machen und in guten, notwendigen Ärger zu geraten.“

Standhafte Weigerung

Als die Nationalsozialisten Franz Jägerstätter während des Zweiten Weltkriegs einberiefen, absolvierte er zwar die militärische Grundausbildung, weigerte sich aber, das geforderte Gelöbnis der persönlichen Treue gegenüber Hitler abzulegen. Die Behörden erlaubten Franz, auf seinen Bauernhof zurückzukehren, aber sie riefen ihn später zum aktiven Dienst. Nachdem er die Nazi-Ideologie aus nächster Nähe gesehen und vom Völkermord an den Juden erfahren hatte, entschied Jägerstätter, niemals für die Nazis zu kämpfen, da seine Loyalität Gott galt. Er wurde verhaftet und zur Hinrichtung verurteilt. Er hinterließ seine Frau und drei Töchter.

Göttliche Rettung

Als der Notruf eines besorgten Bürgers einging, fuhr ein Polizeibeamter sofort zu den Eisenbahnschienen und leuchtete mit seinem Flutlicht in die Dunkelheit. Schnell entdeckte er das Fahrzeug, das auf den Schienen stand. Die Kamera auf dem Armaturenbrett des Beamten hielt die erschütternde Szene fest, als ein Zug auf das Auto zugerast kam. „Dieser Zug kam schnell“, sagte der Polizist, „mit bestimmt 100 Kilometern pro Stunde.“ Ohne zu zögern zog er einen bewusstlosen Mann aus dem Fahrzeug, nur Sekunden bevor der Zug in den Wagen krachte.

Perfekte Gerechtigkeit

Im Jahr 1983 wurden drei Jugendliche wegen Mordes an einem Vierzehnjährigen verhaftet. Berichten zufolge wurde der Teenager „wegen seiner [Sport-]Jacke erschossen“. Die drei Täter wurden zu lebenslanger Haft verurteilt und verbrachten sechsunddreißig Jahre hinter Gittern, bis Beweise auftauchten, die ihre Unschuld bewiesen. Ein anderer Mann hatte das Verbrechen begangen. Bevor der Richter sie als freie Männer entließ, entschuldigte er sich.

Reichlich Wasser

In Australien schrieb jemand „eine düstere Geschichte“ von extremer Dürre, Hitze und Feuer. Die Geschichte schilderte ein schreckliches Jahr mit nur geringen Niederschlägen. Ausgetrocknetes Gestrüpp verwandelte sich in Zunder. Wütende Brände fackelten die Landschaft ab, Fische starben. Die Ernten gingen verloren. Und das alles nur, weil in Australien eine einfache Ressource nicht immer zur Verfügung steht, die wir oft als selbstverständlich ansehen: Wasser, das wir alle zum Leben brauchen.

Mit neuen Augen sehen

Ein Videospiel, das zu einem kulturellen Phänomen geworden ist, setzt hundert Spieler auf einer virtuellen Insel ab. Dort müssen sie gegeneinander antreten, bis nur noch ein Spieler übrigbleibt. Wann immer ein Spieler dich aus dem Wettbewerb rauswirft, kannst du weiterhin durch den Blickwinkel dieses Spielers zusehen. Wie ein Journalist bemerkt: „Wenn man in die Fußstapfen eines anderen Spielers tritt und seinen Standpunkt einnimmt, verschiebt sich das emotionale Register … von der Selbsterhaltung zur …gemeinschaftlichen Solidarität. Man fängt an, sich in den Fremden zu investieren, der einen vor nicht allzu langer Zeit besiegt hat.“