Im Wartezimmer hatte ich Zeit zum Nachdenken. Ich war erst kürzlich hier gewesen, als wir die erschütternde Nachricht erhielten, dass mein noch viel zu junger Bruder „hirntot“ sei.

Nun wartete ich auf das Ergebnis von der Operation meiner Frau und nutzte die Zeit, um ihr einen langen Brief zu schreiben. Dann versuchte ich zwischen den anderen Wartenden und nichts ahnenden Kindern auf Gottes Stimme zu hören.

Plötzlich erklang mein Name! Der Chirurg wollte mich sehen. Ich ging in einen kleinen Raum und wartete. Auf dem Tisch lagen zwei Boxen mit Papiertaschentüchern. Nicht für leichten Schnupfen, sondern für so kurze, kalte Sätze wie: „Hirntot.“ „Wir können nichts mehr tun.“

In solchen Zeiten hilft die Ehrlichkeit der Psalmen. Psalm 31 war ein tiefer Schrei aus dem Herzen Davids, der so viel erduldete, dass er schrieb: „Mein Leben ist hingeschwunden in Kummer“ (V.11). Dazu kam noch der Schmerz darüber, dass Freunde und Nachbarn ihn verlassen hatten (V.12).

Aber David glaubte fest an den einen, wahren Gott. „Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen“ (V.15-16). Seine Klage endet mit Worten der Ermutigung und Hoffnung: „Seid getrost und unverzagt alle, die ihr des Herrn harret!“ (V.25).

Für mich hatte der Arzt diesmal gute Nachricht. Meine Frau konnte mit einer völligen Genesung rechnen. Natürlich waren wir erleichtert und dankbar! Aber selbst wenn sie nicht „okay“ gewesen wäre, unsere Zeit bleibt dennoch in Gottes fähigen Händen.