Monat: September 2017

Süß und sauer

Als unser kleiner Sohn das erste Mal in eine Zitronenspalte biss, runzelte er die Nase, streckte die Zunge heraus, schloss die Augen und meinte: „Sau-ah“ (sauer).

Das tägliche Gebet

Vom Sänger und Songwriter Robert Hamlet stammt das Lied „Lady Who Prays for Me“ (Frau, die für mich betet). Er schrieb es für seine Mutter, die jeden Morgen für ihre Söhne betete, bevor sie zum Bus gingen. Nachdem eine junge Mutter das Lied gehört hatte, begann auch sie mit ihrem kleinen Sohn zu beten, bevor er am Morgen das Haus verließ. Mit herzerwärmenden Folgen! Denn fünf Minuten später war er wieder da . . . mit den Kindern von der Bushaltestelle im Schlepptau! Die Mutter war verblüfft. Auf ihre Frage erwiderte der Junge: „Ihre Mütter haben nicht mit ihnen gebetet.“

Den Lauf vollenden

Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio erregten zwei Läuferinnen des 5000-Meter-Laufs die Aufmerksamkeit der ganzen Welt. Nach etwa 3200 Metern stießen Nikki Hamblin aus Neuseeland und Abbey D’Agostino aus den USA zusammen und stürzten. Abbey war schnell wieder auf den Beinen und half Nikki, hochzukommen. Kurz darauf schwächelte Abbey, weil sie sich beim Sturz offensichtlich verletzt hatte. Nun blieb Nikki stehen und ermunterte sie zum Weiterlaufen. Als Abbey schließlich über die Ziellinie stolperte, wartete Nikki bereits auf sie und nahm sie in die Arme. Ein schönes Bild gegenseitiger Hilfe!

Das beste Teil

„Sein Stück ist größer als meins!“ Als Kinder haben meine Brüder und ich oft darüber gestritten, wer das größte Stück von Mutters Kuchen bekommen hatte. Einmal beobachtete unser Vater uns mit gerunzelter Stirn. Dann reichte er Mama seinen Teller, strahlte sie an und sagte: „Bitte, gib mir ein Stück so groß wie dein Herz.“ Meine Brüder und ich schauten mit offenem Mund zu, wie Mama lachte und ihm ein riesengroßes Stück gab.

Schau auf den Dirigenten

Joshua Ball, der weltberühmte Geiger, hat seine ganz spezielle Methode, das vierundvierzigköpfige Orchester der Academy of St. Martin in the Fields zu dirigieren. Er benutzt keinen Taktstock, sondern seine Stradivari, auf der er gleichzeitig auch spielt. In einem Radiointerview sagte er: „Auch beim Spielen kann ich ihnen alle möglichen Anweisungen und Zeichen geben, die sie, denke ich, nur in diesem Moment verstehen. Wenn ich die Geige senke oder eine Augenbraue hebe oder wie ich den Bogen ziehe, sie wissen genau, welchen Klang ich aus dem Orchester hören will.“

Grenzen überwinden

Ich sehe Mary jeden Dienstag in einem Heim, das Haftentlassenen bei der Wiedereingliederung hilft. Mary ist drogenabhängig und von ihrem Sohn getrennt. In gewissem Sinn lebt sie am Rande der Gesellschaft. Wir könnten kaum unterschiedlicher sein.

Wutmanagement

Beim gemeinsamen Abendessen erzählte mir eine Bekannte, wie sie von einem ihrer Familienmitglieder die Nase voll hatte. Aber es fiel ihr schwer, ihn auf seine lästigen Angewohnheiten und sein spöttisches Verhalten anzusprechen. Als sie es einmal versuchte, reagierte er mit bissigem Sarkasmus. Sie explodierte. Keiner wollte nachgeben und die Kluft vergrößerte sich.