Monat: Juni 2013

Nachzügler willkommen

Bei einem meiner Besuche im Pflegeheim schlüpfte Tom, einer der Bewohner, aus seinem Zimmer, um mit mir zu reden. Wir unterhielten uns ein Weilchen, dann fragte er: „Ist Gott nicht beleidigt, wenn ich erst so spät in meinem Leben zu ihm komme?“. Die Frage kam nicht überraschend. Als Seelsorger höre ich sie oft so oder ähnlich von älteren Menschen, von solchen, die mit Suchtproblemen kämpfen oder schon einmal im Gefängnis saßen. Sie meinen, sie hätten berechtigten Grund zu der Annahme, für sie sei es zu spät, zu Gott zu kommen oder sich vom ihm gebrauchen zu lassen.

Liebe und Gebet

In einem bekannten Kinderbuch schaut Winnie der Bär zu, wie Kanga davonhüpft. „Ich wünschte, ich könnte auch so springen“, denkt er. „Manche können es und manche nicht. So ist es nun mal.“

Jämmerlicher Erfolg

Bei allem, was ein Mensch ohne Gott tut, muss er entweder jämmerlich scheitern – oder noch jämmerlicher Erfolg haben“, schrieb George MacDonald (1824-1905), ein schottischer Schriftsteller, Dichter und Pastor. Der interessante Satz wird häufig von modernen Rednern und Schreibern zitiert und erschien in seinem Buch Unspoken Sermons.

Zusammen-halten

In den meisten Gegenden der Welt kennt man das Phänomen, welches wir Schnee nennen. Schneeflocken sind wunderschöne, einzigartig geformte Eiskristalle. Einzelne Flocken sind empfindlich und schmelzen schnell, wenn sie auf unserer Hand landen. In der Masse jedoch werden sie zu einer Kraft, die nicht zu unterschätzen ist. Sie können Großstädte lahm legen und gleichzeitig herrliche Landschaften schaffen mit schneebedeckten Bäumen, deren Bilder Kalender und Kunstwerke zieren. Sie bringen Spaß auf die Skipisten und erfreuen die Kinder, die aus ihnen Schneemänner bauen oder Munition für Schneeballschlachten formen. Und das alles nur, weil sie zusammenhalten.

Der schlimmste Tag

Im Mai 2011 suchte eine junge Frau Zuflucht in der Badewanne, als ein Wirbelsturm ihre Stadt zerstörte. Ihr Mann legte sich schützend über sie, um die herumfliegenden Trümmer von ihr abzuwehren. Er starb und sie überlebte dank seiner Tat. Natürlich kämpft sie mit der Frage nach dem „Warum?“. Doch ein Jahr nach dem Tornado sagte sie, es tröste sie, dass sie selbst am schlimmsten Tag ihres Lebens geliebt wurde.

Der Landarzt

Sinclair Lewis erzählt in einem seiner Romane die Geschichte von Carol, einer kultivierten Städtlerin, die einen Landarzt heiratet. In der Kleinstadt, in der sie nun lebt, hat sie das Gefühl, sie sei den anderen überlegen. Doch dann erlebt sie, wie ihr Mann einen äußerst schwierigen Fall behandelt, und ihre Überheblichkeit bekommt einen Dämpfer. Ein eingewanderter Farmer hat sich eine so schwere Armverletzung zugezogen, dass der Arm amputiert werden muss. Carol beobachtet voll Bewunderung, wie ihr Mann beruhigend auf den verletzten Mann und seine Frau einredet. Die menschliche Wärme und dienstbereite Haltung des Arztes lassen ihren Stolz schwinden.

Flug-Simulator

Flugzeugpiloten verbringen während ihrer Ausbildung viele Stunden im Flug-Simulator. Der Simulator gibt ihnen die Möglichkeit, sich - ohne Risiko - mit den Gefahren und Anforderungen des Fliegens vertraut zu machen. Sie müssen nicht vom Boden abheben und selbst wenn es in der Simulation zu einem Crash kommt, können sie in aller Ruhe aussteigen.

Wasser-probleme

Die ganze Gemeinde freute sich über den Bau des neuen Saales. Jeden Sonntag starrten wir gebannt in das riesige Loch in der Erde. Aber die Arbeiten gingen nur zögernd voran.

Über dem Nichts

Auf einer Weltkarte der National Geographic Society findet sich die Bemerkung: „Die Masse der Erde beträgt 6,6 Sextillionen Tonnen.“ Und was hält dieses Gewicht? Nichts. Der Planet, auf dem wir leben, dreht sich in seiner Umlaufbahn um die Sonne mit einer Geschwindigkeit von über 1600 km/h um die eigene Achse. Bei unseren alltäglichen Sorgen um Gesundheit, Beziehungen und wie wir die Rechnungen bezahlen sollen, merken wir davon allerdings kaum etwas.

Gierige Vögel

Jedes Jahr, wenn ich die Futterstation für die Kolibris raushänge, fangen die kleinen Vögel an, um den besten Platz zu kämpfen. Obwohl am „Tisch“ vier Plätze sind, streiten sie sich ständig, weil sie genau dahin wollen, wo der Nachbar ist. Das Futter ist überall dasselbe – etwas Sirup auf dem Boden der Station. Ich kann nur den Kopf schütteln über die Gier und den Neid, den sie an den Tag legen.

Hort der Zuversicht

Im Urlaub lief ich einmal am Ufer eines großen Sees entlang. Vor mir erhob sich ein Steinhaufen, und als ich näher kam, entdeckte ich zwischen den Felsen eine schmale Nische, in der eine kleine Pflanze Wurzeln geschlagen hatte. Es schien, als würde sie dort gerade genug Licht und Wasser finden und dazu noch etwas anderes: Schutz. Kein Regenschauer und kein Sturm konnten ihren zarten Blättchen schaden.

Unter Schmerzen

Gary Carter, ein amerikanischer Baseballspieler, war auch ein Nachfolger Jesu. Aus dem Glauben an Gott bezog er die Kraft und Ausdauer, sich Tag für Tag dem Wettkampf zu stellen. Carter starb im Alter von 57 Jahren an einem Hirntumor. In einem Zeitungsartikel, der kurz nach seinem Tod erschien, schilderte der Verfasser, welchen Einfluss Carter auf sein eigenes Leben hatte.

Jedes Wort zählt

Kim Peek war ein Gelehrter, der über ein außergewöhnliches Gedächtnis verfügte. So lernte er zum Beispiel alle Werke Shakespeares auswendig. Bei einer Aufführung von Die zwölfte Nacht fiel ihm auf, dass der Schauspieler in einer Zeile ein Wort ausgelassen hatte. Peek erhob sich von seinem Sitz und rief: „Halt!“ Der Schauspieler entschuldigte sich und meinte, das würde doch niemandem etwas ausmachen. Worauf Peek erwiderte: „Doch, Shakespeare.“

Kein Risiko

Ein Kollege erzählte kürzlich von einer Erfahrung, die ich persönlich nicht unbedingt ausprobieren möchte – Bungee Jumping. Ich fand seine Schilderung genauso faszinierend wie beängstigend. Kopfüber Hunderte von Metern von einer Brücke zu springen, nur von einem gewaltigen Gummiband gehalten, ist nicht gerade das, was ich mir unter Vergnügen vorstelle. Aber er sprang nicht ungeschützt. Er war nicht nur mit einem, sondern an zwei extra starken Gurten mit dem Seil verbunden – und gesichert. Diese Gurte waren sorgfältig konzipiert und getestet. Deshalb konnte er ihnen bei seinem Sprung in die Tiefe absolut vertrauen.

Manneskraft

Vor einigen Jahren befand ich mich einmal mit mehreren anderen Männern im Lift. Es war schon spät und wir sahen alle ziemlich müde aus. Der Lift hielt und ein fast schon übermenschlich großer Cowboy kam herein. Er trug einen zerbeulten Hut, einen alten fleckigen Schaf-Fellmantel und ausgetretene Holzfällerstiefel. Er musterte uns von oben bis unten, sah uns an und brummte: „n’Abend, Männer“. Plötzlich richteten wir uns alle auf und reckten die Schultern und versuchten, der Anrede gerecht zu werden.