Monat: Dezember 2014

Am Rand stehen

Meine kleine Tochter stand zögernd am Rand des Pools. Sie konnte noch nicht schwimmen und fing gerade an, sich ans Wasser zu gewöhnen. Der Schwimmlehrer wartete im Becken mit ausgestreckten Armen. Und ich sah in den Augen meiner Tochter die Frage: Wirst du mich auffangen? Was, wenn ich mit dem Kopf unter Wasser komme?

Er führt mich

In Istanbul sprang 2005 einmal ein Schaf über eine Klippe und fast 1500 sprangen hinterher! Etwa ein Drittel von ihnen kam dabei ums Leben. Schafe wissen von sich aus nicht, wohin sie gehen sollen und folgen blindlings der Herde.

Später, aber nicht zu spät

Meine Söhne haben im Dezember Geburtstag. Als sie klein waren, lernte Angus schnell, dass das heiß ersehnte Spielzeug, wenn es Anfang des Monats nicht unter den Geburtstagsgeschenken war, vielleicht an Weihnachten auf dem Gabentisch lag. Und wenn David sein Geschenk nicht an Weihnachten erhielt, dann kam es vielleicht an seinem Geburtstag vier Tage später. Später war nicht unbedingt zu spät.

Ist Jesus noch da?

Das Haus von Ted Robertson in Colorado war eines von über 500, die im Juni 2013 von heftigen Waldbränden zerstört wurden. Als er schließlich die Erlaubnis erhielt, zurückzukehren und Asche und Schutt zu durchsuchen, hoffte er vor allem ein kostbares Erinnerungsstück zu finden, das seine Frau gemacht hatte – eine kleine Keramikfigur des Jesuskindes, etwa so groß wie eine Briefmarke. Während er die verkohlten Überreste seines Hauses durchkämmte, fragte er sich immer wieder: „Ist das Jesuskind noch da?“

Aus Ägypten

Als unsere Familie einmal auf dem Weg zur Großmutter nach Ohio war, erreichte uns eine Tornado-Warnung. Auf einmal sah die ganze Welt anders aus und wir hatten Angst, unsere Kinder könnten in Gefahr geraten.

In der Nachbarschaft

Es ging wie ein Lauffeuer durch die Nachbarschaft. Ein bekannter Footballspieler war nur zwei Häuser weiter von da, wo wir wohnten, eingezogen. Wir hatten ihn im Fernsehen gesehen und davon gelesen, welche Leistungen er auf dem Spielfeld erbrachte. Aber wir hätten nie damit gerechnet, dass er sich in unserer Nähe niederlassen könnte. Wir hatten vor, ihn als neuen Nachbarn willkommen zu heißen und wollten ihm gute Freunde werden. Aber sein Leben war anscheinend so voll gepackt, dass es uns nie gelang, ihn persönlich kennen zu lernen.

Stallgeruch

Ein Stall! Was für ein Ort, um den Messias zur Welt zu bringen! Der Geruch und die Geräusche eines Bauernhofs waren das Erste, was unser Herr als Mensch erlebte. Vielleicht hat er, beim Blöken der Tiere und dem Anblick all der Fremden, die an seiner provisorischen Wiege auftauchten, wie andere Babys geweint.

Dauerhafter Friede

Am Heiligabend 1914 während des Ersten Weltkriegs schwiegen die Waffen an der Westfront auf einem Abschnitt von 50 Kilometern. Vorsichtig blickten die Soldaten aus ihren Gräben und ein paar krochen heraus, um die Unterstände zu reparieren und die Toten zu begraben. Als es dunkel wurde, zündeten ein paar deutsche Truppen Laternen an und sangen Weihnachtslieder. Die Männer von der englischen Seite applaudierten und grüßten herüber.

Worauf es ankommt

Als unsere Kinder noch zu Hause wohnten, pflegten wir einen ganz einfachen Weihnachtsbrauch, der uns aber sehr wichtig war. Wir versammelten uns um den Weihnachtsbaum und lasen vor den noch unausgepackten Geschenken gemeinsam die Weihnachtsgeschichte. So erinnerten wir uns daran, dass wir uns nicht deshalb etwas schenken, weil die Weisen damals Geschenke für das Jesuskind brachten. Vielmehr sind die Geschenke, die wir einander machen, ein Abbild des viel größeren Geschenks, das Gott uns in seiner Liebe gesandt hat.

Geschenkpapier

Manches ist bei uns Zuhause jede Weihnachten gleich. Etwa, dass meine Frau Martie die Kinder und Großkinder ermahnt, wenn sie sich über die Geschenke hermachen: „Hebt das Papier auf. Wir können es nächstes Jahr wieder verwenden!“ Martie macht gern Geschenke, sie mag aber auch die Verpackung. Eine schöne Präsentation gehört zu einem schönen Geschenk einfach dazu.

Im richtigen Moment

Der Dirigent stand auf dem Podium und ließ seinen Blick über Chor und Orchester schweifen. Die Sänger ordneten ihre Noten, suchten eine möglichst bequeme Stellung und hielten die Mappen gerade so hoch, dass sie über den Rand noch den Dirigenten sehen konnten. Die Orchesterspieler wiederum rückten die Blätter auf ihren Notenständern zurecht, versuchten möglichst bequem zu sitzen und waren still. Der Dirigent sah zu und wartete, bis alle bereit waren. Dann hob er seinen Stab zum Einsatz und die ersten Takte der Ouvertüre zu Händels „Messias“ erfüllten das Kirchenschiff.

In Jesu Namen

Eines meiner liebsten Fotoalben zeigt Bilder von einem Familienessen. Man sieht darauf meinen Vater, seine Söhne mit ihren Frauen und seine Enkel beim Danken und Beten.

Das Herz von Weihnachten

Die Erzählung „Ein Weihnachtslied“ von Charles Dickens erschien am 19. Dezember 1843 und war seitdem nie vergriffen. Dickens erzählt die Geschichte von Ebenezer Scrooge, einem reichen, verbitterten alten Geizkragen, der sagt: „Jeder Idiot, der herumläuft und ‚Frohe Weihnachten‘ sagt, sollte mit seinem eigenen Pudding gekocht werden!“ Doch dann kommt ein Jahr, in dem Scrooge sich in einen großzügigen, glücklichen Menschen verwandelt. Mit viel Humor und Menschenkenntnis schildert Dickens die universale Sehnsucht nach innerem Frieden.

Meine Freunde und ich

Johannes Chrystomos (347-407n.Chr.), Erzbischof von Konstantinopel, sagte über die Freundschaft: „Freundschaft ist so, dass wir durch sie Orte und Zeiten lieben; denn so wie die süßen Blätter der Blumen auf den Boden um sie herum fallen, so verströmen Freunde ihre Gunst, selbst an den Orten, wo sie wohnen.“

Lernfähig bleiben

Pablo Casals gilt als einer der bedeutendsten Cellisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Noch im hohen Alter spielte er auf seinem Instrument. Ein junger Reporter fragte ihn darum einmal: „Herr Casals, Sie sind jetzt 95 Jahre und der größte Cellist, der je gelebt hat. Wieso üben Sie immer noch täglich 6 Stunden?“